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- Marc Keiterling Geschrieben von:
- Veröffentlicht am:
Der in der Gruppe 5 eingesetzte Zakspeed Turbo-Capri war bereits einige Mal Thema in der Capri aktuell. Das Auto mit dem ab Mitte der Saison 1980 erstmals im Tourenwagensport verbauten Diffusor, der den sogenannten „Ground Effect“ erzeugt, ist eine Legende. Eine Legende, die selbst heute noch aktuellen Rennwagen das Heck zeigen kann. Vorausgesetzt man hat einen einsatzfähigen „Zak“, einen befähigten Fahrer und eine Vergleichsmöglichkeit. Willkommen bei Mücke Motorsport.
Peter Mücke gründete 1998 ein eigenes Motorsportteam, in dem nicht nur er und sein Sohn Stefan an den Start gingen, sondern unter anderem auch der spätere Formel 1-Weltmeister Sebastian Vettel als Formel 3-Fahrer agierte. Bei Mücke wird neben aktuellem Rennsport auch historischer Rennsport betrieben. Die meisten Capri-Freunde wissen, dass die Berliner über jeweils einen einsatzfähigen Gruppe 2-RS und einen einsatzfähigen Gruppe 5-Zakspeed Turbo verfügen.
Im September 2020 kam es zu einem bemerkenswerten Zeitvergleich. An zwei aufeinanderfolgenden Wochenenden war das Team Mücke auf dem Rennkurs im österreichischen Spielberg unterwegs. Stefan Mücke fuhr dort einmal den Audi R8 LMS in der GT3-Version, das Spitzenprodukt im Programm von Audi Sport „customer racing“. Und einmal den Zakspeed Turbo.
Stefan Mücke bewegt den Zakspeed „artgerecht“.
Mit dem Audi R8 LMS in der GT3-Version schaffte Mücke exakt dieselbe Rundenzeit wie mit dem Oldie. Allerdings mit dem Capri im Verkehr und mit alten Reifen.
Exakt die identische Zeit
1:29,40 Minuten dauerte die Runde im Audi. Der Hammer: die Rundenzeit im Capri war bis auf die letzte Stelle identisch! In der Spitze fuhr Mücke mit dem Oldie sogar schneller als mit dem Ingolstädter. Noch eins obendrauf: „Die Rundenzeit beim Capri ist auf alten Reifen während eines freien Trainings gefahren worden, in der letzten Kurve war Verkehr. Die Rundenzeit vom Audi ist während des Qualifyings des GT Masters Rennen auf neuen Reifen gefahren worden“ berichtet Stefan Mücke. Seine Schlussfolgerung: „Der Capri müsste ohne Verkehr mindestens ein bis zwei Sekunden schneller sein als ein aktueller GT3!“
Das schreit nach Fragen an den Fahrer. Herr Mücke, wie kann es sein, dass ein Rennwagen aus dem Baujahr 1980 aktuellen Fahrzeugen voraus ist?
Stefan Mücke: „Es ist und bleibt wirklich beeindruckend, wie gut dieser Capri ist. Es ist ein radikales Rennauto und damit kein Vergleich zu heutigen Fahrzeugen, die nicht zuletzt reglementbedingt stark eingeschränkt werden. Allein die jetzt geltenden Sicherheitsstandards legen der Technik sozusagen Ketten an. So gibt es heute auch keine Rennserien mehr wie die damalige Gruppe 5. Einen Aufwand wie damals, einem Auto bis auf die Dachhülle, die A-, B- und C-Säule sowie die Spritzwand alles abzusäbeln und das Ding auf einen Aluminium-Rohrrahmen zu stellen, würde heute kein Hersteller mehr leisten können. Selbst im Vergleich zu DTM-Autos aus den 90er Jahren, die auch noch ,freier´von Zwängen der heutigen Zeit waren, ist der Zakspeed Turbo sauschnell.
Nur 880 Kilogramm Gewicht und dabei 540 PS! Da haben Thomas Ammerschläger und Erich Zakowski einen ganz großen Wurf hingelegt.“
Speziell Thomas Ammerschläger hat mit dem Diffusor und dem daraus resultierenden Abtrieb wohl etwas Revolutionäres geschaffen.
Stefan Mücke: „Genau so. Er war der Vorreiter für alle folgenden Entwicklungen dieser und ähnlicher Art. Vieles, was später im Rennsport gemacht wurde, baut auf Ammerschlägers Konzept auf. Er hatte absolut den richtigen Riecher zur richtigen Zeit.“
Öffentlicher Vergleich geplant
Die verglichenen Fahrten zwischen dem Capri und dem Audi im letzten Jahr fanden ja nicht an einem Tag und auch fernab der Öffentlichkeit statt. Wir Oldie-Freunde würden uns selbstverständlich wahnsinnig freuen, wenn es einen direkten Vergleich neu gegen alt bei freier Strecke mit optimaler Bereifung geben würde, wo Zuschauer möglich sind. Sehen Sie für so etwas eine Chance?
Stefan Mücke: „Das wird die Capri-Fans bestimmt freuen: sehe ich! Es gibt tatsächlich Gespräche zu diesem Thema. Wir basteln daran, im Rahmenprogramm der DTM 2022 einen solchen Vergleich vor Publikum zu fahren. Ich sag´ Bescheid, wenn es konkret wird.“
Sie fahren aktuelle Rennwagen und die beiden Capri-Renner. Sie sind bereits in der Formel 3 und der DTM gestartet, waren zwölfmal bei den 24 Stunden von Le Mans am Start. Hand aufs Herz: Wo pulsiert das Blut stärker? Und sagen Sie jetzt nix außer Capri...
Stefan Mücke: „Das sind natürlich total verschiedene Welten, ein klassisches Rennsportauto und ein aktuelles Fahrzeug. Heute verfügen die Autos über sehr viel mehr Technik. Es gibt viele sinnvolle Hilfsmittel, wobei ich etwa ABS und die Traktionskontrolle nicht zu den sinnvollen Sachen zähle. Moderne Rennwagen zu programmieren, das ist auch eine reizvolle Sache. Aber ganz klar: In einem Capri kann man als Fahrer noch deutlich mehr den Unterschied zum Konkurrenten machen. Da sind die eigenen Fähigkeiten des schnellen Fahrens viel entscheidender als heute. Allein mit diesem brachialen Turbo klarzukommen. Man fährt an, wie mit einem normalen Sauger, dann knallt plötzlich der Bumms rein und 300 weitere PS gehen wie irre los. Das ist wirklich eine große Herausforderung. Und macht tierisch Spaß!“
Die Geschichte dieses Zakspeeds
- Originalfahrzeug aus der Deutschen Rennsportmeisterschaft 1980 bis 1982.
- Ehemalige Teams: 1980-1981 Würth Zakspeed Team, 1982 Jägermeister Ford Zakspeed Team.
- Seit 2003 befindet sich das Fahrzeug im Besitz von Mücke Motorsport. Der erste „Roll out“ fand im Oktober 2013 statt.
Seinen ersten Einsatz erlebte dieser Zakspeed Capri als Chassisnummer ZAK-G5C 001/80 in der Saison 1980 in der Division 1, im schwarzen Würth Design und Klaus Ludwig als Stammfahrer. Nachdem der große Heckflügel 1980 nach nur wenigen Rennen verboten wurde, musste man schnell reagieren. Thomas Ammerschläger, Konstrukteur und Erfinder des Zakspeed Capri, hatte bereits parallel im Windkanal ein „Ground Effekt“-Fahrzeug mit großem Diffusorschacht entwickelt. Man rüstete das Einsatzfahrzeug von Ludwig innerhalb kürzester Zeit um und startete schon beim nächsten Lauf mit Diffusorschacht und wieder kleinem Heckflügel. Ein grandioser Fortschritt, der sogar deutlich bessere Abtriebswerte erzielte als die verbotene Version.
Dieser Capri war somit das erste Fahrzeug der neuen Generation Zakspeed Capri mit Ground Effekt. Beim letzten Lauf zur deutschen Rennsportmeisterschaft in Hockenheim 1980 nannte man den Capri in beiden Divisionen, auch in der kleineren Division 2. Es war der Versuch, durch einen möglichen Sieg in der Divison 2 dem vormaligen Capri-Treter Hans Heyer, dem Führenden in der Meisterschaft, möglichst viele Punkte zu entwenden, um Ludwig noch eine theoretische Chance auf den Titel zu geben.
Durch den Wechsel von Division 1 auf Division 2 musste auch ein neuer Wagenpass ausgestellt werden und somit wurde die Chassinummer von ZAK-G5C 001/80 auf ZAK-G5C 002/80 geändert. Diese Änderung ist auch noch heute am Fahrzeug zu erkennen.
1981 erfolgte dann der größte Erfolg des Zakspeed Capri. Jetzt im weißen Würth Design unterwegs, konnte Klaus Ludwig mit diesem Fahrzeug die Deutsche Rennsportmeisterschaft in der Division 2 gewinnen. Im Folgejahr kam der Capri noch bei weiteren vier Rennen im Jägermeister Design zum Einsatz, bevor er dann vom letztlich völlig erfolglosen Ford C100 abgelöst wurde.
[Text: Marc Keiterling - Fotos: Mücke Motorsport]
- Hans Peter Schneider Geschrieben von:
- Veröffentlicht am:
Beziehungen, die über 50 Jahre bestehen, werden landläufig als „golden“ bezeichnet: Goldhochzeit, goldenes Firmenjubiläum, Goldkommunion und so weiter. Für den Besitz von Automobilen ist dieser „Gold“-Begriff jedoch ungewöhnlich, weil kaum ein Mensch ein Auto so lange in Erstbesitz hat und für die meisten ein Auto eher eine nützliche Sache ohne emotionalen Bezug ist. In dieser Geschichte geht es einerseits um den sehr außergewöhnlichen Menschen Gerd Brauneiser und andererseits um seinen Capri, den er ab dem Frühjahr 1971 sein Eigen nennen durfte.
So war das im Jahre 1969
Ende der 1960er Jahre lag die Geburtenrate fast doppelt so hoch wie seit der nachfolgenden Jahrtausendwende, die Familie hatte durchschnittlich zwei Kinder, der Liter Super-Benzin kostete circa 55 Pfennig (das wären heute 28 Cent), ein Audi 80 war für ungefähr 8.000 D-Mark zu haben, für einen BMW 2000 CS waren etwa 17.500 Märker zu investieren.
Die Rolle der Frau war eine andere als heute. Das Wort „sexy“ traute sich kaum jemand in den Mund zu nehmen, auch nicht „geil“. Greta Thunberg war noch lange nicht geboren. Ein europäisches Mittelklasseauto verbrauchte zwischen 10 und 14 Liter Benzin auf 100 Kilometer. Das Durchschnittseinkommen der Bundesbürger betrug 1969 auf das ganze Jahr gerechnet bei üblicher 40-Sundenwoche 12.000 D-Mark, was heute rund 6.135 Euro entspricht.
Der Autobauer Ford war soeben in den USA mit dem Modell Mustang wirtschaftlich erfolgreich und wollte diese Erfolge ebenfalls in Europa einfahren. Die Formel für den neuen Autotypen lautete: eine betont sportliche äußere Form eines Sportcoupés, dennoch angemessen Platz für eine durchschnittliche mitteleuropäische Familie und das alles bezahlbar für den Durchschnittsbürger. Heraus kam dabei der Capri.
Im Januar 1969 wurde er auf dem Brüsseler Autosalon offiziell vorgestellt und ging im nachfolgenden Februar in den Verkauf. Die Motoren waren alte Bekannte und wurden im Baukastenverfahren aus denselben Regalen genommen, wie die Motoren für die übrigen Ford-Modelle. Die äußerlich sehr sportlich ansprechende Karosserie wurde anfangs auch vom 1,3 Liter Motor mit bescheidenen 55 PS bewegt. Die Top-Motorisierung hatte etwas später der 2600 GT mit 125 PS aus einem 6 Zylinder-Vergasermotor. Das Gros der in der Anfangszeit verkauften Capri hatte Motoren mit Leistungen von unter 100 PS. Mit Leergewichten von wenig mehr als 1.000 Kilogramm waren die Capri damit in ihrer Zeit schon verhältnismäßig flott als Familienautos unterwegs.
Arbeit für das sportliche Image
Der Motorsport-Abteilung des Ford-Werks, die der Werbeabteilung des Unternehmens zugeordnet war, arbeitete schon mit dem ersten Erscheinen des Capri für dessen sportliches Image. Nach Wirtschaftswunderjahren, fast Vollbeschäftigung und Kindersegen war die westliche Welt so weit, sich motorsportliche Attitüden leisten zu können. Da der Capri von Haus aus kein reinrassig sportliches Modell war, wurde für die Werksrenner der Kölner Ford AG hochgradige Renntechnik entwickelt, die – und das war sehr wichtig – in ihrem Erscheinungsbild den Kaufinteressierten den ambitionierten Capri klar erkennen ließ.
Ab 1971 stellten sich sehr beachtliche motorsportliche Erfolge ein, wie etwa der Gewinn der Tourenwagen-Europameisterschaft durch Dieter Glemser, der im selben Jahr auch noch die 24 Stunden von Spa-Francorchamps gewann. Große Namen aus dieser Zeit sind die Rennleiter Jochen Neerpasch und Michael Kranefuß und neben Glemser unter anderem die Fahrer Hans-Joachim Stuck, Jochen Maas, Hans Heyer und natürlich der Roisdorfer Klaus Ludwig, der schon auf einem privaten Capri sein Tourenwagendebüt feierte und später Werksfahrer wurde. Die Zahl der erfolgreichen Fahrerinnen und Fahrer auf dem Capri ist beträchtlich und reicht bis weit in die 1980er Jahre hinein. Das hatte alles Erfolg, sorgte für Emotionen bei den Motorsportfans und für gute Verkaufszahlen bei Ford.
„Volljas-Jung“ kauft einen RS
Nun hin zu unserem Clubmitglied Gerd Brauneiser, dem kölschen „Volljas-Jung“. Der war nach seinen eigenen Worten „schon früh unheilbar bekloppt, was den Motorsport anbelangt“. Als echter Kölner hatte er sich 1968 der Marke Ford verschrieben und auch damit weitergehende Erfahrungen als Racer und als Tuner gesammelt. Familienkutschen von Ford zu schnellen Boliden umzubauen, damit kannte er sich schon aus.
Beim ersten Erscheinen des Capri begeisterte ihn die sportliche Form, die nicht nur bei ihm Emotionen erweckte. Aber so richtig abfahren wollte er sofort noch nicht darauf, weil ihm die serienmäßigen Motorisierungen in der Anfangszeit noch zu schwach erschienen und er noch mit seinem Ford P5 – der war von ihm mit einer sechsfachen Vergaseranlage des Porsche 911 ausgerüstet worden - beschäftigt war.
Doch im April 1971 erschien ein Freund bei ihm und berichtete fast außer sich: „Hör mal Gerd, der Ford Strunk auf der Neusser Straße verkauft jetzt Renn-Capri, zwei davon hat der in seinem Verkaufsraum stehen. Die sind ohne Stoßstangen, tiefer gelegt, mit breiten Reifen und 150 PS-Motor!“ Brauneiser horchte auf. Er hatte von der Presse-Vorstellung des bevorstehenden RS Ende 1970 schon gehört und jetzt war er zu kaufen. Seine Antwort war ein durchaus interessiertes „Muss ich gucken!“
Weil Samstag war, verständigte er sich mit seiner Frau Marga am nächsten Tag, dem Sonntag, „mal zum Strunk zu marschieren“ und sich anzuschauen, was der denn da für einen Renn-Capri stehen hat. Vor dem Schaufenster schnellte sodann die Begeisterung total empor. Brauneiser war wie elektrisiert. „Was ich da sah, vergesse ich nie: Zwei Capri RS standen da, ein rot-schwarzer und ein ocker-schwarzer. Ich drückte mir an dem Schaufenster die Nase platt. Der Rote hatte noch Minilite-Alufelgen drauf. Der Preis war happige 16.500 Mark. Zu meiner Frau sage ich, das Auto kaufe ich. Morgen gehe ich zum Strunk und mache direkt den Kaufvertrag.“
Gesagt, getan: Im Morgengrauen stand Gerd Brauneiser vor dem Verkäufer und erklärte diesem, dass er den rot-schwarzen Capri RS kaufen wolle. Der entgegnete jedoch, dass das mit den beiden Ausstellungsstücken nicht gehe, weil die beide schon verkauft seien. „Scheiße“, dachte Gerd. Das hatte er sich anders mit dem Kauf vorgestellt und zeigte sich enttäuscht. Der Verkäufer erkannte die Situation: „Wir bekommen aber noch einen Capri RS in der nächsten Woche und der ist noch zu haben. Allerdings weiß ich noch nicht, welche Farbe der hat.“ Brauneiser ging es nicht um die Farbe des Autos, vielmehr um die Technik: „Die Farbe ist mir egal, ich kaufe den“, war seine Antwort und der Kaufvertrag kam zustande. Einen Teil des Kaufpreises musste Brauneiser sich noch bei einem Freund kurzfristig leihen.
Dann kam die ersehnte „nächste Woche“ und der für Brauneiser bestimmte Capri war beim Händler eingetroffen, und zwar in der Farbe Blau-Silber. Allerdings hatte der Capri nicht die Minilite-Felgen, die dem im Showroom ausgestellten Exemplar schon so sehr geschmeichelt hatten. Als er nach den Mehrkosten für die Minilite-Felgen gefragt hatte, war der Preis dafür so hoch, dass er den RS zunächst auch lieber mit den serienmäßigen hässlichen Alufelgen nahm, „die jeder RS-Fahrer sofort entsorgte, und das spätestens mit dem Erscheinen des 1972er Modells, das sogar mit ATS-Felgen serienmäßig erschien“.
Probefahrt erst nach dem Kauf
Strunk besorgte die Fahrzeugzulassung zum 14. April 1971. Als Gerd Brauneiser das Auto abholte, musste natürlich sofort eine Runde mit ihm gedreht werden. Der Kauf des Autos erfolgte sozusagen alleine aus der Begeisterung des Augenscheins heraus. Eine Probefahrt vor dem Kauf hatte es also nicht gegeben. „Das Auto ging ab, wie die Feuerwehr“, war Brauneisers erste Feststellung. Die Beschleunigung von 0 auf 100 in gerade einmal 8,6 Sekunden, wie der Verkaufsprospekt angab, war 1971 an sich schon eine Ansage. Aber auf den ersten Kilometern stellte er schon fest, dass beim Anfahren die Hinterräder sehr schnell zum Durchdrehen neigten. Das quietschte und qualmte dann zwar heftig, brachte außer ungewollter Aufmerksamkeit bei den Passanten aber nichts Effektives. Da die Gleithaftung bekanntermaßen geringer ist als die Haftreibung, wurde beim Beschleunigen unnötig Zeit verschenkt. Für den erfolgreichen sportlichen Einsatz war das so nicht zu gebrauchen. Als Ursache dafür machte Brauneiser das fehlende Sperrdifferenzial aus. Für den auf Perfektion bedachten Idealisten war somit schon vor dem Ende seiner ersten Probefahrt klar, dass diesbezüglich akuter Handlungsbedarf bestand. Und es sollten nach und nach noch viele weitere Baustellen hinzukommen.
Nur äußerlich ein Rennbolide
In den 1970er Jahren stand für Gerd Brauneiser aktiver Motorsport mit seriennahen Autos ganz oben auf der Prioritätenliste. Wenn er denn sonntags nicht an einem Bergrennen oder bei einem der damals sehr beliebten Autoslaloms startete, war er zusammen mit Freunden auf der Nürburgring-Nordschleife unterwegs. Die Fahrzeugtechnik wurde dabei bis an die Grenze des Möglichen belastet. Schnell stellte er fest, dass die sportlichen Extras des Capri RS mit den im Verkaufsprospekt beschriebenen Bilstein-Stoßdämpfern vorne, der Tieferlegung des Fahrwerks um 2,5 Zentimeter und dem 2,6 Liter Sechszylinder-Motor erschöpft waren. Zweifellos war die schnelle Optik des Autos gelungen. Aber das alles reichte noch nicht aus, um bei motorsportlichen Wettbewerben einigermaßen vorne landen zu können.
Ein Capri von 1971 mit großen Rückleuchten? Dank guter Beziehungen erhielt Brauneiser bereits vor Verkaufsstart des Capri ´73 aus dem Vorserienbau die veränderte Heckbeleuchtung. Diese wurde durch einen befreundeten Karosseriebauer in das originale Heckblech eingepasst.
In der Rückschau bezeichnet Brauneiser heute den RS in seiner Serienausführung für den Einsatz im Motorsport als „Flop“, bei dessen Herrichtung es nicht viel weniger zu tun gab, als bei der Herrichtung einer Familienlimousine. „Der Motor war im Grunde schon ein alter Bekannter aus dem 2600 GT. Ein V6-Motor mit ursprünglich 2.551 Kubikzentimetern Hubraum, der 125 PS leistete. Im RS wurde statt des damals üblichen Vergasers eine Einspritzpumpe nach dem System Kugelfischer verbaut und die Kurbelwelle um einen Millimeter hubzapfenverschliffen, was den Hubraum auf 2.637 Kubikzentimeter, die Verdichtung von 9:1 auf 10,5:1 und die Leistung auf 150 PS erhöhte. Verbaut hatte der RS die Nockenwelle des 2,3 Liter SHC Motors, der sportlichere Steuerzeiten hatte. Ein Sperrdifferenzial war nicht serienmäßig, konnte aber zusätzlich geordert werden. Die Bremsen waren für den Sporteinsatz zu schwach und die Hinterachse war, wie bei allen Ford-Autos damals üblich, eine Starrachse an simplen Einblattfedern. Heute lacht Brauneiser beim Blick in den damaligen Verkaufsprospekt über das, was darin alles als Besonderheit lobend hervorgehoben wurde. Für den Betrieb als Familienauto auf der Straße reichte das den meisten Käufern wohl auch. Für Brauneisers sportliche Einsätze war der RS ohne weitreichende Umbaumaßnahmen nicht zu gebrauchen.
Impressionen vom Slalomsport.
Als die Ford AG 1970 die Motorsportabteilung in Köln einrichtete, da waren ihm einige der nun darin tätigen Techniker schon von seinem bisherigen Motorsportengagement persönlich bekannt. Natürlich pflegte Gerd Brauneiser diese Beziehungen und konnte dank seiner kommunikativen Fähigkeiten auch noch weitere Kontakte zum Ford-Werksteam rund um den damaligen Rennleiter Jochen Neerpasch sowie die Mechaniker Jan Brukemer und Hans Knotte knüpfen. Letztere waren die Motorenbauer des Werksteams schlechthin. Dabei bewahrheitete sich Brauneisers Grundsatz erneut: „Man soll – wenn möglich - das Auto fahren, das in der Stadt hergestellt wird, in der man wohnt!“ Ford in Köln war für Brauneiser also in jeglicher Hinsicht naheliegend.
Von den Mitarbeitern des Werksteams erhielt er regelmäßig brandheiße Tipps, durfte sich Technik anschauen und durfte manches Motorteil aus der „Schrottkiste zu Studienzwecken“ und noch mehr mit nach Hause nehmen. In der Rückschau bescherten diese Kontakte Brauneiser eine sehr wesentliche Fortbildung in Sachen Tuning. Auf seiner Suche nach dem Optimum für seinen RS war Brauneiser insofern gut aufgestellt. Das fehlende Sperrdifferenzial kaufte er kurz nach dem Autoerwerb beim Ford-Händler für circa 900 D-Mark und baute es sich selbst in seiner Werkstatt ein.
Ein kurzes Motorenleben
Das intensive Heizen mit dem neuen Auto zeigte bald böse Folgen: „Schon nach knapp zwei Monaten klapperte auf einmal der Motor. Was war? Ratsch! Lagerschaden! Die Pleuellager waren schon ausgeschlagen“. Händler Strunk ersetzte Brauneiser „nur aus Kulanz“ den Motor und erklärte zugleich unmissverständlich, dass es in der Folge „für diesen Capri keine Garantie mehr“ gebe. Offenbar hatte Strunk Wind davon bekommen, dass Brauneiser den RS bei Wettbewerbseinsätzen außerordentlich beanspruchte. Brauneiser nahm diesen Hinweis hin. Es sollte auch das letzte Mal gewesen sein, dass er das Auto überhaupt zur Bearbeitung einem Händler übergeben hatte. Alle Reparatur- und Wartungsarbeiten nahm er in der Folge selbst in seiner privaten Werkstatt vor.
Auf dem Nürburgring zeigten sich die Bremsen spätestens im Adenauer Forst überfordert „Die qualmten dort nur noch, ohne zu bremsen, obwohl ich das Pedal bis auf das Bodenblech durchgetreten hatte“, erinnert sich Brauneiser. „Zunächst wurden die von Ford als Sonderzubehör angebotenen innenbelüfteten Scheibenbremsen gegen die serienmäßigen getauscht. Später mussten aber auch diese den noch besser wirkenden, reinen Rennbremsen weichen“.
Dann besorgte Brauneiser sich vom ersten Renntourenwagen-Capri ein komplettes Armaturenbrett. Dieses war mit allen für den Renneinsatz wichtigen Messgeräten beziehungsweise Anzeigen ausgestattet. Den Einbau meisterte Brauneiser selbst mit Unterstützung seines Freundes und Elektrikers Fritz Schmickler. Dank der Öltemperaturanzeige fand Brauneiser auch die Ursache für den Kurbelwellenlagerschaden. Der Motor wurde einfach mit 160 Grad zu heiß. Also wurde kurzerhand ein zusätzlicher Ölkühler verbaut. Der senkte die Öltemperatur auf maximal 120 Grad.
Damit tat sich dann aber schon das nächste Problem auf: Wegen der langen Ölleitung zwischen Motor und Ölkühler erreichte der Öldruck nur noch inakzeptable 2,5 bar. Also musste auch noch die schlappe Ölpumpe durch eine stärkere ersetzt werden. Damit war der Motor dann auch beim Renneinsatz thermisch gesund.
Breitere Reifen mussten ebenfalls schnell her. Damit stand zugleich die Kotflügelverbreiterung an, denn die serienmäßigen Kotflügel konnten die breiten Reifen nicht ausreichend abdecken. Zusätzlich mussten wegen der breiten Reifen die Radaufhängungen und der Stabilisator mittels zusätzlicher Schubstreben verstärkt werden. 1971 kamen noch runde Kotflügelverbreiterungen zum Einsatz, die Ende 1972 durch die dann auch vom Werk verwendeten eckigen ersetzt wurden. „Die gefielen mir einfach besser“, lacht Brauneiser heute. So kam eine Maßnahme zur nächsten.
Regelmäßige Zerlegungen
Die harten Sporteinsätze forderten wegen der hohen Materialbelastung ihren ständigen Tribut: „Etwa alle drei Renneinsätze war eine komplette Zerlegung des Motors fällig. Dabei zeigten sich vorgeschädigte Teile, wie etwa angebrochene Kolbenhemden, die kurzerhand ersetzt wurden, bevor sich kapitale und sehr viel teurere Schäden einstellten“. Dennoch musste Brauneiser alleine zweimal den nach abgerissenen Pleueln total beschädigten Motor entsorgen. Die zu seriennahen Pleuel waren zu schwach für den von Brauneiser auf 2,8 Liter aufgebohrten Rennmotor. „Alles das ging natürlich deutlich ins Geld“, erinnert sich Brauneiser, „und selbst als damals gut verdienender Fliesenleger musste ich oft gucken, wie ich das alles hinbekam“.
Einsatz von Weslake-Motorenteilen
„Harry Weslake in England konstruierte und fertigte damals komplette Motoren, die von Privatkunden zum Einbau in die Ford-Fahrzeuge gekauft werden konnten. Die Abteilung Motorsport selbst verkaufte selbst keinerlei Weslake-Motoren oder -Motorenteile. Dennoch verwendete sie Weslake-Motorenteile in ihren Werkswagen“, erinnert sich Brauneiser. Entscheidend waren hierbei die von Weslake entwickelten Zylinderköpfe, des Ansaugtraktes und des Flachschiebers. Da hatte Gerd Brauneiser jedoch schon viele teils teuer erkaufte Erfahrungen mit Weslake-Motoren gesammelt.
Ab 1970, also von Anfang an, verbaute das Ford-Werksrennteam Weslake-Teile in den Renn-Capri. Der 1971er Motor basierte dazu auf dem 2,6 Liter RS Motor mit einer Bohrung von 93 Millimetern, was im Endergebnis einen Hubraum von 2.815 Kubikzentimetern ergab. Weslake baute in seinen Motoren Stahlguss-Kurbelwellen ein, während Ford gefräste und selbst entwickelte aus Nitrierstahl gefertigte Kurbelwellen verwendete, die zusammen mit Weslake-Pleueln verbaut wurden. Statt die von Weslake entwickelten Nockenwellen verbaute Ford die extern bei der Firma Schrick in Remscheid entwickelten Ausführungen.
„1972 erfüllte der Weltkonzern Ford in seinem Werk in Köln einen Spezialauftrag für den US-Markt, indem der sogenannte Federal-Capri gebaut wurde. Mindestens 500 Stück wurden davon benötigt, um die Homologation für die Teilnahme an den 3-Liter Motorsportklassen zu erreichen. Diese Capri hatten einen neu konstruierten 2,8 Liter Motor, der allerdings auf 95 Millimeter aufgebohrt wurde und damit die vollen drei Liter Hubraum erreichte. Das war dann ein originaler deutscher Motor, der nicht mit dem in England entwickelten 3 Liter-Motor verwechselt werden darf“, weiß Gerd Brauneiser aus seinen Kontakten zum damaligen Werksteam heute noch zu berichten.
Seinen ersten Weslake-Motor beschaffte sich Brauneiser Anfang 1972. Es war ein bereits gebrauchter Motor von 1970 mit 2,8 Litern Hubraum. Gemäß der Motornummer war es der fünfte von Weslake überhaupt gefertigte Motor für den Capri. Es war der gleiche Motorentyp, mit dem Dieter Glemser 1971 Tourenwagen-Europameister geworden war.
Bei den Einsätzen 1972 stellten sich an dem 1971er Weslake-Motor gleich dreimal so viele Schäden ein, so dass der Motor nicht mehr reparabel war. Weitere Käufe von Weslake-Triebwerken standen also an.1972 wurde Brauneisers Weslake-Motor zudem mit einem Fünfgang-Renngetriebe von ZF ausgestattet, wie es auch in den Werks-Capri der Zeit zu finden war. Heute weiß Brauneiser gar nicht mehr im Detail, was da alles noch so kaputtging und ersetzt werden musste. Jedenfalls waren es sehr viele Schäden und es ist das Glück nach all den Jahren, dass der Mensch sich von Natur aus mit der Zeit mehr noch an die schönen Dinge des Lebens erinnert, statt an die unschönen.
Anfang 1973 kaufte Brauneiser den ersten 1972er Weslake-Motor ein, weitere sollten im selben Jahr folgen. Das Ford-Werk indessen verkaufte jeweils zum Saisonende seine Werkswagen für teures Geld weiter, wozu Brauneisers Budget als hauptberuflicher Fliesenleger jedoch nicht reichte.
Sportgerät und Familienkutsche
Alleine mit den Wartungs- und Optimierungsmaßnahmen nach den Renn-Sonntagen zu Hause nach Feierabend waren die Arbeiten am Capri noch nicht getan. Weil der ja neben dem Renneinsatz auch noch den Alltag bewältigen musste, waren ständig Termine beim TÜV und beim Straßenverkehrsamt erforderlich, denn alles sollte ja auch seine Richtigkeit haben. Alle motorsportlich erforderlichen Veränderungen bekam er jedoch nicht genehmigt, sodass vor den Wettbewerben weitere Umbauten ausschließlich für den Renneinsatz erforderlich waren, die nach dem Renneinsatz auch wieder zurückgebaut werden mussten.
Schließlich wurde das Auto zur Rennsaison abgemeldet, umgebaut, auf dem Hänger zu den Wettbewerben transportiert, eingesetzt und so weiter. Derweil musste der Firmentransporter des Fliesenlegerbetriebs auch für die privaten Fahrten herhalten. Nach der Rennsaison wurde der Capri wieder für die private Nutzung im Straßeneinsatz zurückgebaut. 1975 erfolgte eine Stilllegung bis Ende 1977.
Die rennsportlichen Einsätze endeten 1978.
Mit Frau und Tochter fuhr Brauneiser übrigens 1972 im zurückgebauten RS für drei Wochen in den Urlaub nach Spanien. „Vorher wurde der Rennmotor gegen einen normalen Motor getauscht. Weil die Kotflügelverbreiterung aber zugelassen war und deshalb dran bleiben durfte, sorgte das Auto unterwegs und in Spanien schon für eine gewisse Show und immer wieder für Kommunikation mit den Passanten“, lacht Gerd Brauneiser heute noch. Mit Kommunikation hatte er als echter Kölner ja nie ein Problem und weiß auch heute noch zu schätzen, was seine damalige und inzwischen verstorbene Frau Marga sowie seine Tochter Claudia ihm gegenüber alles an Nachsicht und Geduld aufbrachten. Zum Glück machten die auch viele seiner Wochenendaktionen mit und „lernten auf diesem Wege den Nürburgring sehr intensiv kennen“.
Erst 1975 schaffte Brauneiser für die Familie ein eigenes Auto an und der Capri wurde fortan ausschließlich für seine Sporteinsätze überwiegend ohne Zulassung per Anhänger zu seinen Einsatzorten verbracht. Damit war auch viel Zeit gewonnen, da die oft aufwendigen Umbaumaßnahmen vom Renn- zum Familienauto und umgekehrt entfielen.
Das rege Treiben als Fahrer und zugleich auch als Tuner hielt Brauneiser bis 1978 durch. Danach nahm ihn sein berufliches Engagement im Fliesenlegerbetrieb so sehr in Anspruch, dass er den RS zunächst einmal beiseitestellte. Der 1973er Weslake-Motor hatte da einen auf drei Liter angewachsenen Hubraum.
Motorsport bis 1978
Motorsport betrieb Brauneiser ab 1978 nicht mehr, indem er selbst in das Lenkrad griff. Er engagierte sich fortan weiterhin als erfolgreicher Tuner und nun zusätzlich als Betreiber eines privaten Rennteams in der Deutschen Tourenwagen-Meisterschaft. Die Ära der schnellen Capri war inzwischen bei der Turbotechnik angelangt, mit der Brauneiser kein neues Kapitel mehr aufschlagen wollte. In seinem Team kamen nun die schnellen Brauneiser-Escort MK2 zum Einsatz, mit denen sich damals junge und talentierte Fahrer wie etwa ein gewisser Jörg van Ommen, Olaf Manthey und Franz-Josef Bröhling mit sehr beachtlichen internationalen Erfolgen ihre ersten Sporen verdienten.
Der Capri verfiel aber zunächst einmal in einer Garage wohlbehütet in den Dornröschenschlaf. Auf Betreiben von Brauneisers Sohn Hans Gerd wurde er erst Ende der 1990er Jahre wiederentdeckt und erweckt. So richtig heiße Rennen standen mit dem inzwischen deutlich gealterten Renn-Oldtimer nicht mehr auf dem Plan. Die zukünftigen Auftritte sollten nur noch aus gelegentlichen Ausfahrten, Treffen und Show-Veranstaltungen bestehen. Dazu wurde die Leistung etwas entschärft und das Auto insgesamt so ausgelegt, dass es für den Straßenverkehr wieder zulassungsfähig ist. Ausgestattet ist er heute mit dem 3 Liter Weslake-Motor in speziellem Brauneiser-Tuning, mit dem der inzwischen 50-jährige Veteran immer noch mehr als 300 legale PS auf die Straße bringt. Es ist übrigens der vierte von insgesamt neun Weslake-Motoren, die Brauneiser in seinen Capri einbaute.
Der Sohn in Vaters Fußstapfen
Für Freunde „machte“ Gerd Brauneiser in den Jahren nach seinen Motorsportaktivitäten immer wieder mal einen Weslake-Motor für einen schnellen Capri zurecht und steht vielen Restaurierern mit Rat und Tat hobbymäßig zur Verfügung. „Auch heute noch erhalte ich viele Anrufe mit Fragen von Ford-Freunden zum Weslake-Capri“, erzählt Brauneiser.Die Begeisterung für schnelle Motoren hat sein Sohn Hans-Gerd Brauneiser übernommen und kümmert sich nach einer adäquaten Berufsausbildung bereits seit Jahrzehnten mit viel Herzblut und Knowhow in der von ihm betriebenen Rheinlandgarage um das Funktionieren alter Autos und am liebsten alter Boliden.
Deshalb ist es nicht verwunderlich, wenn man Gerd Brauneiser dort heute oft noch findet. Aus den im Fundus noch vorhandenen Teilen bauen die beiden seit drei Jahren einen komplett neuen Weslake-Capri zusammen, der „besser ist, als das hier beschriebene Jubiläumsauto“ und voraussichtlich in diesem Jahr noch vollendet wird.
„Für kein Geld der Welt“
Beziehungen reifen über 50 Jahre nur dann zu einer „goldenen“ Beziehung, wenn diese intensiv waren. Brauneisers Beziehung zu seinem Capri RS ist auf ihre Art eine ganz besondere Beziehung, von der er bis heute zehrt. Die Erinnerungen tun ihm gut, alte Fotos verhindern das Vergessen und Bekannte aus der Zeit von vor rund 50 Jahren gibt es auch gottlob immer noch. Die Seele nährt sich von dem, an dem sie sich freut. Das Schlusswort des kölschen „Volljas-Jung“: „Früher war der Capri Mittel zum Zweck. Heute hänge ich an ihm und ich würde ihn für kein Geld der Welt jemals mehr weggeben“.
[Text: Hans Peter Schneider - Fotos: Gerd Brauneiser & Hans Peter Schneider]
- Bodo Meseke Geschrieben von:
- Veröffentlicht am:
Die Suche nach einem bestimmten Capri haben wir zuletzt mehrfach in der Aktuell platziert. Zwei Menschen suchten die Autos ihrer Väter (Ausgabe 2/2020), ein Mann seinen eigenen einstigen Wagen (Ausgabe 3/2020). Dieses Trio hätte die betreffenden Autos gern zurück, im Gegensatz zu Bodo Meseke. Er würde gern wissen, ob jemand etwas zum Verbleib seines damaligen Capri weiß.
Capri-Kauf Ende der 80er Jahre
„Aufgewachsen bin ich im schönen Rheine an der Ems im Kreise Steinfurt und das zu einer Zeit, als Autos noch Autos sein durften. Bei uns war Ford angesagt. Ich erinnere mich an einen 17M, den mein Vater fuhr.
Später folgten dann diverse Granada Turnier - da konnte ich dann mit meinem Bruder auf der Ladefläche pennen, während es Richtung Nordsee ging. Heute unvorstellbar und bei dem Verkehr und den Geschwindigkeiten wohl auch nicht mehr sinnvoll. Der letzte Granada, ein 2.8i Ghia, das war schon ein geiles Teil. Dies ist aber nur die Vorgeschichte und wohl der Grund, warum ich Ford-Fan wurde.
Natürlich, als junger Mann soll es kein Granada sein, sondern was sportliches und das war der Capri. Der hatte es mir schon lange vor dem Führerscheinalter angetan und zur Bundeswehrzeit war es dann soweit.
Ich kaufte mir einen 2.0 GT mit 101 PS, Baujahr 1984 in Glacierblau im Ford-Autohaus Osterhaus in Rheine. Leider war der Unterhalt dann doch nach nicht allzu langer Zeit zu teuer und ich musste mich schweren Herzens wieder von meinem Capri trennen. Er hatte noch die Stahlfelgen, aber von mir mit einem dezenten roten Zierstreifen veredelt. Dazu einen Panasonic CD Player, eine knallrote Alpine Endstufe und MacAudio Boxen. Sollte ja klingen, so was. Das besagte Ford-Autohaus Osterhaus kaufte ihn wieder an.
Rund 30 Jahre später am selben Ort...
Mein Traum war immer, mal wieder einen solchen Capri zu fahren und vor rund zwei Jahren fand ich - mittlerweile in Otterbach bei Kaiserslautern lebend- dann einen recht gut erhaltenen in ,meiner‘ Farbe und auch mit dem zwei Liter Reihenvierzylinder. Ich wollte es so authentisch wie möglich, darum wieder der Vierzylinder. Capri-Profi Tilo Rögelein hat ihn aufgepäppelt und ich liebe meine Zeitmaschine, die 30 Jahre überbrückt.
„Existiert mein Capri noch?“
Aber ich frage mich doch immer wieder, ob ,mein‘ Capri von damals noch existiert. Wenn, dann hoffe ich, ist er in guten Händen und dann sollte er gegebenenfalls unter den Fahrzeugen der CCD-Mitglieder zu finden sein. Wie man auf den Bildern sieht, lautete das damalige Kennzeichen ST-AR 484. Im Fahrzeugschein müsste Bodo Meseke oder Klauspeter Meseke als Halter eingetragen gewesen sein, so um 1990 herum. Also liebe Leute: Wer weiß was zu meinem Capri? Ich würde mich sehr freuen, etwas über den Verbleib zu erfahren!“
Bodo Meseke ist per E-Mail an
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[Text & Fotos: Bodo Meseke]
- Gerhard Weinfurter Geschrieben von:
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35 Jahre liegen zwischen dem Bild, das Stefanie Weinfurter in der Hand hält, und diesem Foto. Im April 1985 holte Vater Gerhard Frau und Kind nach der Geburt mit einem Capri aus dem Krankenhaus ab. Im April 2020 befindet sich die Neugeborene von damals wieder am selben Ort, an der Beifahrerseite eines Capri.
Im April letzten Jahres habe ich mit meiner Tochter ein Foto nachgestellt, wie es 35 Jahre zuvor an selber Stelle entstand. Die junge Dame hat sich in der Zwischenzeit etwas verändert.
Am 9. April 1985 holte ich mit meinem damaligen Capri II Ghia, 3 Liter, Kennzeichen FH-MJ 1, aus dem Baujahr 1974 meine damalige Ehefrau Brigitte und unsere am 28. März 1985 geborene Tochter Stefanie im Kreiskrankenhaus Bad Soden ab. Dabei entstand ein Foto, welches ich 2020 in einem Fotoalbum meiner Tochter wiedersah.
Zahlreiche Mitglieder des CCD wissen, dass mein jetziger II-er, Ghia, 3 Liter, aus dem Baujahr 1977 meinem Lieblingsauto von damals nahezu gleicht. So wie bei zweieiigen Zwillingen sind nur wenige Details unterschiedlich.
Statt des braunen Kunstlederbezugs ist der aktuelle Capri mit einem Stahlkurbeldach ausgestattet. Kenner der Szene werden erkennen, dass der linke Außenspiegel nach einer Modellpflege größer wurde und ein rechter Außenspiegel bestellbar und beim heutigen Modell vorhanden ist. Auf den Schriftzug „Automatik“ wurde verzichtet. Beim 74er Capri fehlten Nebelschlussleuchte, Anhängerkupplung und Stoßstangenhörner. Beim Betrachten der alten Fotos entstand die Idee, das Bild nach 35 Jahren am gleichen Ort vor dem Kreiskrankenhaus in Bad Soden (heute lautet die korrekte Bezeichnung Kliniken des Main-Taunus-Kreises) erneut aufzunehmen.
Der Eingangsbereich der Klinik wurde infolge eines Umbaus verändert. Das Fahrzeugmodell ist nahezu identisch. Meine Tochter hat sich sichtbar verändert. Aus dem Säugling in der Babytrage ist eine erwachsene attraktive Frau geworden. Zu meiner ersten Ehefrau haben wir keinen Kontakt mehr. Stefanie wurde von meiner zweiten Ehefrau Elke und mir aufgezogen und von Elke adoptiert.
Vieles im Leben ist vergänglich. Wichtiges bleibt. Die Liebe zur Tochter Stefanie und zum Ford Capri werde ich mein ganzes Leben lang behalten.
[Text: Gerhard Weinfurter - Fotos: Elke & Gerhard Weinfurter]
- Marc Keiterling Geschrieben von:
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Mit „Oberhausen um 1975“ wird dieses Bild des Fotografen Manfred Ehrich vom LVR-Industriemuseum Zeche Zollern in Dortmund beschrieben. Gut sichtbar ist, dass es sich um einen in Essen zugelassenen Capri in einer typischen Arbeitersiedlung des Ruhrgebiets handelt. Von diesem Bild gibt es im Museum eine Postkarte.
Man stelle sich die Szenerie des oben zu sehenden Bildes - aufgenommen 1975 in Oberhausen - heute vor. Wir würden die Dame wohl mit Nachdruck bitten, fix Abstand zum Capri einzunehmen. Damals nicht, ein Alltagsauto halt. Was soll´s?
Manfred Ehrich fing die Annährung an das Fahrzeug ein. Nicht das einzige Mal, dass ein Capri in seinen Fokus rückte. Gleich in zwei Ausstellungen fanden seine Bilder mit den Capri Einzug. Das Ruhr Museum Essen zeigt bis zum 3. Oktober „Kindheit im Ruhrgebiet“. Bis zum 24. Oktober ist die „Die Zukunft im Blick“ in der Zeche Zollern in Dortmund terminiert.
Im Ruhr Museum auf der Zeche Zollverein sind die Kindheiten zu sehen. Mit der Seifenkiste durch die Siedlung brettern, beim Knickern abräumen oder einen 8 Millimeterfilm über Lausbubenstreiche drehen: Wie erinnern sich Menschen an ihre Kindertage im Revier? Anhand der 66 Exponate werden charakteristische und außergewöhnliche Geschichten der Kindheit im Ruhrgebiet zwischen 1945 und 1989 aus allen Lebensbereichen erzählt. Die Wände zieren Fotos, die Kinder im Ruhrgebiet zeigen. Zu diesen Bildern gehört auch eines von einem am Straßenrand in Herne geparkten Capri, umringt von der Jugend.
Das Ruhr Museum Essen zeigt bis zum 3. Oktober „Kindheit im Ruhrgebiet“. Dort ist dieses Bild von Manfred Ehrich zu sehen, aufgenommen 1975 in Herne. Offen bleibt die Frage, ob der Besitzer des Autos die Belagerung seines Wagens lässig nahm. Oder ob auf der gegenüberliegenden Straßenseite einige Sekunden später ein Fenster aufflog und etwas in dieser Art hinausgebrüllt wurde: „Ey, ihr Blagen, weg da von meine Karre! Imma die gleichen Fisimatenten mit euch, verdammt nomma. Ich komm` euch gleich da raus und dann gibbet wat auffe Löffel!“
Kindheit und Zukunft
Zum 100-jährigen Bestehen des Regionalverbands Ruhr (RVR) zeigt das LVR-Industriemuseum auf der Zeche Zollern erstmals und in großem Umfang Fotografien aus dem RVR-Fotoarchiv. Die Foto-Ausstellung thematisiert 100 Jahre Planungs- und Verbandsgeschichte für das Ruhrgebiet. Beispiele zu den Themen Mobilität und Versorgung, Wohnen und Arbeiten sowie Kultur und Freizeit verdeutlichen die Veränderungsprozesse seit der Gründung des Siedlungsverbands Ruhrkohlenbezirk im Jahre 1920. Zweimal ist dabei auch der Capri zu entdecken.
Sogar als Postkarte ist das Foto Manfred Ehrichs aus dem Jahre 1975 zu haben. Vermutlich am traditionellen Autowaschtag, samstags, in einer Oberhausener Arbeitersiedlung aufgenommen, zeigt es einen jungen Mann beim akribischen Säubern seines schicken Coupés. Schick auch seine Braut, die das intensive Wienern, auf dem rechten Kotflügel hockend, betrachtet. Nur wenige Sekunden nach der Aufnahme dürfte ihr Freund sie im Zuge des Reinungsvorgangs verscheucht haben.
Finaler Parkplatz für Capri und Co.
Rund zehn Jahre später lichtete Ehrich die Kokerei Osterfeld in Oberhausen in vollem Betrieb ab. Im Vordergrund ein Schrottplatz und wer hier genau hinsieht, erkennt unter anderem Capri II und Manta B am Ende ihres Autolebens.
Zahlreiche Fotografen, Profis wie Laien, drückten in vielen Jahrzehnten im Ruhrgebiet auf den Auslöser. Einige, um die damals für Ausstellungen, Verbandsbroschüren und Pressearbeit sowie für Zeitungen benötigten aktuellen Fotos zu erstellen. Viele auch aus reinem Spaß an der Fotografie. Lebensnahe Bilder vom „Ruhrpott“ zwischen Industrie und Strukturwandel steuerte auch der 1941 im ostpreußischen Königsberg geborene Manfred Ehrich bei.
Seine Fotokarriere begann 1959 mit einer dreijährigen Ausbildung zum Fotografen in dem Düsseldorfer Fotoatelier „Photocity“. Von 1962 bis 1967 studierte er Fotografie an der Folkwang Hochschule in Essen. Hier wurde der Grundstein seiner künstlerischen, fotografischen Laufbahn gelegt. 1967 fand in Paris seine erste Ausstellung zusammen mit Claude Perez in der „Société Francaise de Photographie“ statt.
Seit 1971 arbeitete Manfred Ehrich als freiberuflicher Fotograf und hatte seitdem immer wieder eigene Ausstellungen im In- und Ausland.
Auch als Auftragsfotograf war er überregional bekannt: Neben Aufträgen für die Werbebranche und den kulturellen Sektor, konnte er sich vor allem als Architektur- und Industriefotograf einen Namen machen und gewann mit seinen ungewöhnlichen Aufnahmen regelmäßig Preise.
Manfred Ehrich verstarb am 6. Oktober 2015 in Essen.
Was verbirgt sich hinter Begriffen wie „Löschen“ und „Wolkenmachen“ auf einer Kokerei? Und was überhaupt passiert in einer Kokerei? In einer Kokerei wird aus Kohle mittels eines trockenen Destillationsverfahrens Koks und Rohgas erzeugt. Es werden die flüchtigen Bestandteile in der Kohle durch das Erhitzen auf eine Temperatur von bis zu 1400 Grad pyrolysiert, freigesetzt und abgesaugt. Nach diesem Prozess wird der Koks aus der Batterie ins Freie gedrückt. Bei den dann noch herrschenden Temperaturen würde er beim Kontakt mit dem Luftsauerstoff verbrennen. Um das zu verhindern, muss er schnell gelöscht und abgekühlt werden. Dabei entsteht Wasserdampf, die Wolke. Genau diesen Moment fing Manfred Ehrich 1985 an der Kokerei Osterfeld in Oberhausen ein, mit Capri II, Manta B und Co. als stummen Zeugen auf dem angrenzenden Schrottplatz.“
[Text: Marc Keiterling - Fotos: Manfred Ehrich]
- Marc Keiterling Geschrieben von:
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Bei (Sonnen-)licht betrachtet: Capri und Manta dürfen nicht fehlen, wenn es im WDR-Fernsehen um das „Autoland NRW“ geht. Kulisse ist das einstige Hüttenwerk Duisburg-Meiderich, heute Teil des Landschaftsparks Duisburg-Nord.
Manta und Capri. Oder allgemeiner Opel und Ford. Es gibt viele Menschen, die würden hier das „und“ rigoros gegen das „gegen“ austauschen. Zwei Marken und zwei Modelle, die nicht zusammen gehen. Dies mag jeder bewerten, wie er will. Bei uns geht das. Richtig gut gar, Traumpaar! Die in unserem Haushalt harmonisch gelebte Kombination aus Manta (Frau Keiterling) und Capri (Herr Keiterling) brachten uns nun erneut ins Fernsehen.
Und das kam so: Der Westdeutsche Rundfunk (WDR) plante zu Beginn des Jahres einen weiteren Beitrag für seine Dokumentationsreihe „Heimatflimmern“. Die Fernsehproduktionsgesellschaft „Prima Doma TV“ erhielt den Auftrag, einen 45-minütigen Film unter dem Titel „Wie NRW das Auto lieben lernte“ zu erstellen. Die beiden beauftragten Autorinnen, Anke Rebbert und Susanne Petersen, entwarfen eine thematische Palette und den Drehplan.
Das Autoland NRW
Autoproduktion in Nordrhein-Westfalen? Klar, Ford in Köln. Zwischen 1962 und 2014 Opel in Bochum, wo unter anderem das für viele schönste Auto des Hauses aller Zeiten, der GT, endmontiert wurde. Aber sonst? Doch, da gab es noch einiges mehr.
Die Brüder Martin und Friedhelm Wiesmann produzierten in Dülmen ab 1988 Roadster im Retro-Stil mit BMW-Technik. Bis 2013 entstanden gut 1.600 Exemplare.
Erich Bitter baute in Schwelm ab 1971 rassige Sportwagen auf der technischen Basis großvolumiger Opel.
Karmann betrieb von 1965 bis 2009 ein Zweigwerk in Rheine, hier liefen unter anderem Ford-Cabrios vom Band.
Am Rhein gab es auch einen echten Einzelfall. Der Chemiekonzern Bayer baute in Leverkusen 1967 den K67, einen Sportwagen mit Kunststoff-Chassis. Es blieb bei diesem Exemplar.
Die Hoffmann-Werke in Lintorf brachten 1954 die Kabine auf den Markt. 120 Autos wurden produziert, sie waren der Isetta sehr ähnlich. So ähnlich, dass es massive Plagiatsvorwürfe gab, die auch das Ende der Kabine bedeuteten.
Paul Kleinschnittger stellte in seiner sauerländischen Heimat Arnsberg zwischen 1950 und 1957 knapp 3.000 Kleinstwagen her. Der Nachfolger des F125 floppte, die Firma ging in den Konkurs.
Außerdem gab es noch die Karosseriebaufirmen Hebmüller aus Wülfrath und Deutsch aus Köln, die aus Serienfahrzeugen verschiedener Hersteller Cabrios zauberten.
Drehtag in Duisburg
Zurück in die Gegenwart. Susanne Petersen klingelte bei ihrer Recherche zum geplanten Film auch beim Öffentlichkeitsarbeiter des Capri Club Deutschland, dem 3. Vorsitzenden Frank Lehmann, durch. Ob er jemanden mit Capri kenne, der nicht weit entfernt von Duisburg lebe? Kennt Frank und erwähnte außerdem in diesem Telefonat, dass die Ehefrau Manta fährt. Mit dieser Kombination hatte die Produktion nicht gerechnet. Ein Capri und ein Manta, deren gefühlt „echtes Revier“ die einstige Malocher-Metropole Ruhrgebiet ist, wo sie sich manches heißes Duell lieferten, vereint in einem Haushalt! „Für unser Vorhaben war das ein absoluter Glücksfall, den wir uns nicht einmal im Traum ausgemalt hätten“, sagt Autorin Anke Rebbert.
Wir haben bei der Frage nach den Dreharbeiten sofort zugesagt. Wir haben beide an Fernsehprojekten großen Spaß, wie wir in der Vergangenheit schon mehrfach feststellen durften. Treffpunkt war dann das ehemalige Hüttenwerk Duisburg-Meiderich, heute als Teil des Landschaftsparks Duisburg-Nord erlebbar.
Erst testen, dann drehen.
Erster Akt: Corona-Selbsttest. Das komplette neunköpfige Team (Kamera, Drohne, Ton, Autorinnen, Produzentin, Fotografin und wir) drehte zunächst den Stab in der Nase und stierte anschließend gebannt auf das beträufelte Plastikteil. Positiv: alle negativ.
Fotografin Daniela Loof (Mitte) knipst nur für den Film - und für uns.
Gedreht wurden in der beeindruckenden Kulisse zunächst verschiedene inszenierte Fahrszenen. Zum Drehbuch des Tages gehörte auch das ebenfalls inszenierte Fotoshooting. Daniela Loof, Ressortleiterin Foto beim Heinrich-Bauer-Verlag für Auto Zeitung, Classic Cars und Sport & Luxury Cars, setzte die Coupés professionell in Szene. Daniela hatte auch tatsächlich einen Chip in der Kamera, obwohl die Fotos für keine Veröffentlichung vorgesehen sind. Doch so kommen wir zu sehenswerten Bildern unserer Autos. Freude!
Gegen Nachmittag ließen wir an diesem Tag die historische Industriekulisse hinter uns und steuerten freie Straßen am Rhein an. Hier stieg erneut, wie schon im einstigen Hüttenwerk, die Drohne in den blauen Himmel und filmte Manta und Capri beim „Verfolgungsfahren“ unterhalb des Deiches am großen Fluss. Mehrfach düsten wir also den Streckenabschnitt hin und her, was einigen Zeitgenossen hörbar nicht passte.
Wer auf die Drohne zusteuert, muss darauf setzen, dass der Pilot sein Fluggerät rechtzeitig hochzieht...
Doppelscheinwerfer - doppelt...
Da wir beim Umdrehen der Fahrzeuge und Warten auf das nächste Startsignal kurzzeitig auf einem kombinierten Geh- und Radweg standen, zogen wir geballten Zorn auf uns. Walker, Radfahrer und Inliner bellten uns mit Nachdruck an. Einer zog gleich sein Mobilfunkgerät aus der Tasche, fotografierte uns und kündigte die Kontaktaufnahme mit dem Ordnungsamt an. Kann es sein, dass der Umgang miteinander immer rauher wird? Auf die Nachfrage im späteren Interview, ob wir auch Rad fahren würden, habe ich übrigens mit einem schlichten „Nein“ geantwortet.
Rund eine Woche später trafen wir uns alle zum zweiten Drehtag, wo zunächst die bereits erwähnten Interviews auf dem Programm standen. Dabei wurden wir selbstverständlich auch danach gefragt, wie es denn mit der Harmonie zwischen den beiden Fraktionen Opel und Ford stehe. Wahrheitsgemäß konnten wir unter anderem berichten, dass ich mit meiner Frau, Mitglied der Alt-Opel-IG, schon mehrfach mit großem Spaß die Jahrestreffen der AOIG erlebt habe und sie mich mit ebenso großem Vergnügen bei diversen Capri-Aktivitäten begleitet.
Auch wurden wir zu unseren Zukunftsvorstellungen befragt. Zeit zum Träumen - von einer Immobilie, wo wir unsere Autos sehr nah bei uns parken können. Wer stellt denn schon gern die sehr geschätzten „Familienmitglieder“ in weiter entfernten Hallen ab?
Rund zwei Dutzend Kreise fuhren wir zur Erstellung der Sequenz „Fotografin lichtet fahrende Oldtimer ab“ um Daniela Loof herum. Die Bilder wirken so, als wäre dies bei hohem Tempo geschehen, tatsächlich fuhren wir knapp 30 Stundenkilometer. Der teilweise mit Kieseln versehene Grund präsentierte sich anschließend in Teilbereichen wie gefegt.
Anschließend ging es wieder auf den Asphalt einer landschaftlich hübsch gelegenen Kreisstraße in Hünxe, wo weitere Fahraufnahmen aus verschiedenen Kamerapositionen gefertigt wurden.
Schließlich fand einige Tage später noch ein Oldtimertreffen in Krefeld statt. Hier sollte dokumentiert werden, wie vielschichtig und aktiv die Szene in NRW ist. Sicherlich ein Kompromiss, das zu dieser Zeit durchwachsene Wetter und die Unsicherheiten im Zuge der Corona-Pandemie standen einem Treffen mit großer Teilnehmerzahl etwas im Weg.
Wir kamen auch zu Wort - und warten jetzt gespannt auf die Ausstrahlung.
Bilanzierend können wir sagen, dass es mal wieder eine tolle Geschichte war, an dieser Produktion teilzunehmen. Der Film steht noch zur Ausstrahlung an. Den Termin findet Ihr hoffentlich bald auf unserer Homepage. Bereits am 21. April waren wir mit Manta und Capri auch in der WDR-Sendung „Markt“ zu sehen. Thematisch ging es dabei unter anderem um die Frage, was ein rollendes Kulturgut ausmacht und ob Autos ab den kommenden „H-Kennzeichen-Jahren“ – aktuell ist das 1991 – aufgrund ihrer Ähnlichkeit erhaltenswert sind. Zu finden ist dieser Beitrag in der WDR-Mediathek, Sendung Markt vom 21. April.
[Text: Marc Keiterling - Fotos: Daniela Loof, Petra Domres, Anke Rebbert & Marc Keiterling]