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- Marc Keiterling Geschrieben von:
- Veröffentlicht am:
Er machte unter anderem dem RS Beine: Thomas Ammerschläger erzählt in der Capri aktuell spannende Geschichten aus seinen Kölner Jahren.
„Ich wusste schon mit sieben, was ich einmal werden möchte“. Der 1937 in Altefeld geborene und in Hannover aufgewachsene Thomas Ammerschläger hatte früh in seinem Leben einen klaren Plan. Mit Tempo hinterm Steuer sitzen gehörte dazu. Wie eine Etappe. Ein Zwischenschritt hin zum Entwickler, zum Tempomacher. Dieser Mann hinterließ unauslöschbare Spuren in der Automobilindustrie Deutschlands. Unter anderem bei Ford, im direkten Zusammenhang mit dem Capri. Der CCD hatte nun einen Termin mit dem Tempomacher.
Wir gehen das hier zunächst chronologisch an. Nach dem 1965 abgeschlossenen Maschinenbaustudium heuerte der technikbegeisterte junge Mann bei NSU an, als Fahrwerksingenieur in der Versuchsabteilung.
Abwechslungsreiche Jahre sind es in Neckarsulm. Die Prinzen werden erstmals im Rahmen von Crashtests zerknüllt, seinem Hobby-Rennfahrer- Wesen kann er neben der Entwicklungsarbeit frönen. So heißt der Sieger beim Rennen um den Rheinpokal auf dem Hockenheimring in der Klasse der Tourenwagen bis 1150 Kubikzentimeter anno 1970: Thomas Ammerschläger. Mit einem souveränen Start-Ziel-Sieg übrigens.
In den Fahrerlagern jener Jahre kommt es regelmäßig zu bilateralen Gesprächen. Auch mit Ford. Dort wurde mit Erscheinen des Capri ab 1969 in der Motorsportabteilung Gas gegeben, treibende Kraft jener Jahre war deren Chef Jochen Neerpasch. Als die Capri dann aber allzu erfolgreich wurden - so holte sich der spätere Formel 1-Pilot Hans- Joachim Stuck 1972 den Titel des Deutschen Rennsportmeisters auf einem RS - wurden sie in Bayern zornig. Neerpasch und Stuck warben die Münchener ab. Michael Kranefuß, vorher auch am Steuer schneller Kölner Autos aktiv und Neerpaschs rechte Hand, übernahm die Leitung der Abteilung.
Eine seiner ersten Aktionen war im selben Jahr die Verpflichtung von Ammerschläger. „Ich heuerte also in Köln an und stand gleich vor der Frage: Was kann ich aus dem bereits sehr erfolgreichen Wagen machen? Wie können wir den Capri RS für das Jahr 1973 weiterentwickeln?“ Der neue technische Leiter richtete sein Augenmerk auf die Aerodynamik. Der Capri legte zu.
Am Frontspoiler, der vergrößert wurde. Neue Kotflügelverbreiterungen zur Verkleinerung der Stirnfläche wurden gebaut. Die Luftführung im Motorraum war zugunsten eines geringeren Auftriebs der Vorderachse zu verbessern. „Hinten brauchte das Auto außerdem mehr Gewicht. Zu diesem Zweck wanderten die Ölkühler für das Getriebe und die Hinterachse in die hinteren Kotflügel“, erklärt Ammerschläger.
Ist das Auto steifer, ist es schneller. Wie ist das zu erreichen? Der Mann vom Fach schmunzelt: „Manchmal mit Trickserei! Wir haben einen neuen und sehr viel steiferen Sicherheitskäfig entwickelt. Da man das damals noch nicht rechnen konnte, bauten wir ein maßstabsgetreues Modell aus Schweißdraht, bei dem wir so lange die einzelnen Streben veränderten, bis wir die optimale Steifigkeit erreicht hatten. Analog zu diesem Modell bauten wir dann den Käfig für die Rennautos.
„Manchmal mit Trickserei!“
Laut Reglement musste er mit der Karosserie verschraubt sein, da aber eine Karosserie mit verschweißtem Käfig sicherer und steifer ist, haben wir ihn verschweißt. Und anschließend Schraubenköpfe an den dafür vorgesehenen Punkten aufgesetzt. Das Reglement wurde später geändert und das Schweißen erlaubt.“
Die Wirksamkeit zeigte sich bereits 1973 bei zwei sehr schweren Unfällen von Gerry Birrel am Salzburgring, bei dem er unverletzt blieb, und von Dieter Glemser am Nürburgring nach einem Lenkungsdefekt, den er relativ leicht verletzt überstand.
Das große Lob des F1-Champions
„Der Capri ist das erste Auto, in dem ich mich wirklich sicher fühle“ erklärte der als äußerst kritisch bekannte Formel 1-Champion Jackie Stewart, der im Capri mehrere Rennen fuhr.
Noch in den 1970er Jahren kam es immer wieder zu sehr schweren Unfällen in allen Rennserien, viele Rennfahrer ließen ihr Leben. So überlebte der erwähnte Birrel seinen Capri-Crash nur um wenige Wochen, der Schotte verunglückte am 23. Juni 1973 tödlich.
Diskussion am Nürburgring 1973 - sicher auch um Fragen der Sicherheit: Der dreifache Formel 1-Weltmeister Jackie Stewart (links) fühlte sich im Capri gut aufgehoben und nahm immer wieder das RS-Lenkrad in die Hand. Rechts im Bild ist Emerson Fittipaldi zu sehen, zweimaliger und zum Zeitpunkt dieser Aufnahme amtierender F 1-Champion. Auch er saß in jenen Jahren im Capri-Cockpit. In der Mitte: Thomas Ammerschläger und Fords Motorsportchef Michael Kranefuß.
Boxenstopp in Hockenheim 1974. Thomas Ammerschläger (3. von links) in reger Diskussion. Der hier gut erkennbare Bürzel war überhaupt nicht seine Sache, der Technik-Mann bevorzugte die Lösung mit einem Flügel.
Beim Fahrwerk musste laut Vorschriften das technische Prinzip so bleiben wie in der Serie. An der Hinterachse waren die Blattfedern beizubehalten, Zusatzfedern waren jedoch erlaubt. Also wurden aus den Stoßdämpfern durch Aufsetzen von Schraubenfedern Federbeine, was legal war. Die Blattfedern wurden - weil das Material nicht vorgeschrieben war – aus Plastik nachgebaut und dienten ausschließlich der originalen Optik. So wurde einerseits, wie vom Reglement gefordert, das Prinzip der Serienbauteile gewahrt. Andererseits war die Achse den steigenden Anforderungen im Motorsport gewachsen – eine grandiose Idee. „Die war allerdings nicht von mir. Schon mein Vorgänger, Martin Braungart, hat dies so beim Renn-Capri von 1972 umgesetzt“, will sich Ammerschläger nicht mit fremden Federn schmücken.
Der V6 war ein von 2,6 auf drei Liter Hubraum aufgebohrtes Weslake-Triebwerk mit 320 PS, einer Spitzengeschwindigkeit von 270 Stundenkilometern und einem Sprint aus dem Stand auf 100 Stundenkilometern in 4,5 Sekunden.
Dieter Glemser (in diesem Jahr Sieger der Deutschen Rennsportmeisterschaft auf Escort), Hans Heyer, Jochen Mass, John Fitzpatrick, Toine Hezemanns, Emerson Fittipaldi und Stewart saßen wechselweise am Steuer. In der Tourenwagen-Europameisterschaft siegten Glemser und Mass auf dem Salzburgring und im schwedischen Mantorp Park. Das Trio Glemser/Mass/Hezemanns gewann außerdem das Fuji-Race in Japan.
Tempomacher eingebremst
In einer deutlich veränderten Optik kam im Folgejahr der Capri daher. „Die Leistung war auf bis zu 450 PS angestiegen, der Motor war ein Cosworth mit 3,4 Litern Hubraum. Da brauchte es erheblich mehr Abtrieb auf der Hinterachse. So kam es zu dem Bürzel, gerne als Entenbürzel bezeichnet. Ich hätte lieber einen echten Flügel entwickelt, der einen erheblich besseren Wirkungsgrad entfaltet hätte. Damit hätten wir deutlich schneller fahren können. Mit einem versuchsweise angebauten Heckflügel waren wir am Nürburgring genau so schnell wie die BMW CSL. Doch der Vorstand lehnte meinen Vorschlag leider ab“, sah sich der Tempomacher von der Chefetage eingebremst.
Das 74er Modell kennen die meisten Capri-Fans, es ist jener Renner, von dem Ford heute noch ein Exemplar besitzt und zu Präsentationszwecken zur Verfügung stellt. So war das Fahrzeug unter anderem auf dem „Capri Post Meeting“ dieses Jahres in Speyer zu bewundern. Ein weiteres Exemplar des 74ers befindet sich im Besitz von Mücke Motorsport in Berlin. Am Saisonende wurde dieser verkauft und weitere zwei Jahre von Waltraud Odenthal (siehe auch Seite 18 dieser Aktuell) auf höchstem Niveau pilotiert. Im Vergleich zu seinem Vorgänger wanderten zum Zwecke der weiter verbesserten Gewichtsverteilung sämtliche Kühler nach hinten, dazu wurden die Seitenteile nochmals umkonstruiert.
Es ließ sich in der Saison gut an. Rolf Stommelen gewann zum Auftakt das Internationale Eifelrennen auf dem Nürburgring, er siegte später auch beim Großen Preis von Deutschland an selber Stelle. Außerdem stellte Klaus Ludwig beim Preis der Nationen auf dem Hockenheimring einen Capri auf die 1. Den Großen Preis der Tourenwagen, wieder am Nürburgring, holte sich das Trio Dieter Glemser/Toine Hezemanns/Niki Lauda.
„In der Folge machten sich die Folgen der Ölkrise von 1973 Stück für Stück immer stärker bemerkbar. Ford fuhr seinen Etat stetig zurück, so endete 1975 das Engagement in Sachen Capri, während der Escort auch 1976 in der Deutschen Rennsportmeisterschaft am Start war“, sagt Ammerschläger. Immerhin konnten zum Kehraus 1975 noch drei Capri- Siege in der DRM verzeichnet werden. Mit einem Auto, dass in der Serie inzwischen vom II-er abgelöst worden war. Jochen Mass gewann auf dem Norisring, Klaus Ludwig siegte in zwei von drei Rennen auf dem Hockenheimring.
Ford legte sich also als reines Werksteam finanzielle Zurückhaltung auf, Kooperationen rückten mehr in den Vordergrund. Mit der Rennsportschmiede Zakspeed aus Niederzissen hatte man bereits in den frühen 70ern zusammengearbeitet. Glemser und Heyer konnten jeweils zweimal die Deutsche Rennsportmeisterschaft gewinnen. Jeweils auf Escort des Teams Zakspeed Racing.
Exakte Vermessungen am 1:5-Modell des kommenden Turbos.
Ab 1977 wurden Tourenwagen nach Regeln der FIA-Gruppe-5 zugelassen (zuvor Gruppe-2), die deutlich stärker modifiziert waren, ausladendere Kotflügelverbreiterungen und Spoiler aufwiesen und meist mit Turbomotoren ausgestattet waren. „Die Autos mussten außen jetzt nur noch bei den Türen, dem verglasten Bereich, der Motorhaube, dem Heck und dem Dach dem Serienmodell entsprechen“, präzisiert Ammerschläger.
Escort erwies sich als ungeeignet
„Hans Heyer war 1977 mit dem Zakspeed-Escort noch ohne Aufladung unterwegs. Ich erinnere mich, dass er auf dem Norisring von den BMW´s geradezu zerfleddert wurde. Da war allen Beteiligten klar, dass ein Turbo her muss. Mir war außerdem bewusst, dass der eckige Escort dafür nicht das geeignete Auto war “, beschreibt er die Situation.
1978 erteilte der amtierende Ford-Vorstand dem Diplom-Ingenieur den Auftrag zur Entwicklung eines Turbo-Capri in Zusammenarbeit mit Erich Zakowski. Während die Autos der Konkurrenz noch anhand der Bodengruppe und eng an der Rohkarosse aufgebaut wurden, ging man bei Zakspeed dazu über, einen eigenen Rohrrahmen für den Turbo zu bauen. Ammerschläger: „In Niederzissen haben sie eine Capri-Rohkarosse genommen, diese unterhalb der Türen abgeschnitten – die Schweller waren ja durch den vorgesehenen Rohrrahmen überflüssig - und damit war die Höhe des künftigen Rennwagens definiert. Um den Käfig festzulegen, dem auch ein Schweißdraht-Modell zugrunde lag, wurde die Rohkarosse auf eine Richtplatte gesetzt, die Punkte des Fahrwerks als Fixpunkte markiert, und dann sukzessive auseinander geschnitten. Am Ende blieben nur noch das Dach und die A-, B- und C-Säulen übrig. Auf der Basis dieser Ergebnisse baute ich dann ein 1:5-Modell.“
Mit dem 1:5-Modell im Windkanal
Es begannen intensive Windkanaluntersuchungen an der Fachhochschule in Aachen. Die Grundform des Capri mit seiner langen Motorhaube und der flachen Frontscheibe musste sich vor der eines Porsche 935 keineswegs verstecken – Vorteile, die in der Gruppe-5- Rennversion voll ausgeschöpft werden konnten. Die Versuche zeigten, dass der kommende Renner über exzellente aerodynamische Eigenschaften verfügte. Ein mächtiger Heckflügel drückte die Hinterachse auf den Asphalt. Ein weit vorgezogener und niedriger Frontspoiler sorgte für gewaltigen Anpressdruck. Unter der Haut steckte der erwähnte Aluminium-Rohrrahmen.
Am Ende der Tests wurde ein Cosworth BDA-Vierzylinder auf 1,4 Liter reduziert, da das Regelwerk diese Einschränkung wegen der Turboaufladung vorschrieb. Für zusätzliche Leistung sorgte ein Turbolader mit 1,5 Bar Ladedruck. Die Rohrrahmenkonstruktion erlaubte es, die Komponenten Fahrwerk, Lenkung, Motor, Getriebe, Tank und Kühler so zu platzieren, dass am Ende eine fast perfekte Achslastverteilung im Verhältnis 50:50 erreicht wurde.
Erst spät in der Saison 1978 wurde die Flunder fertig. Fahrer Hans Heyer schwärmte: „Das ist ein wunderschönes Auto. Mit einer 50/50 Gewichtsverteilung hat es ein sehr gutes Handling, es ist pro Runde sechs Sekunden schneller als der Escort. Man fährt überall etwa 30 Stundenkilometer schneller in die Kurven.“
Fertig für den Wettbewerb ist der Zakspeed-Capri Mitte 1978. Auf dem Bild sind unter anderem Fahrer Hans Heyer (wie immer außerhalb des Autos mit Tirolerhut), Erich Zakowski (rechts neben Heyer) und Thomas Ammerschläger (rechts) zu erkennen.
Anderen Quellen zufolge soll er sich außerdem über sich selbst geärgert haben: Verdammt! Das Auto kann noch viel mehr. Ich war schon wieder zu langsam“, habe der Mann während des Testens einmal geflucht. „Ja, das stimmt. Heyer musste sich erst trauen, an die Grenze zu fahren, sie auszuloten. Der gewaltige Abtrieb machte enorm hohe Kurvengeschwindigkeiten bei gleichzeitig kürzeren Bremswegen möglich“, bestätigt Ammerschläger. Die besondere Form der Flügelstützen bewirkte, dass der Abtrieb im Gegensatz zu konventionellen Heckflügeln bei Driftwinkeln bis zu zehn Grad sogar noch anstieg, wodurch das Auto noch schneller und besser beherrschbar wurde.
Im ersten Rennen am Hockheimring führte Heyer fünf Runden, obwohl das Auto bis dahin nur einen einzigen Testtag hinter sich hatte, bis der Motor streikte. Dennoch war die Konkurrenz schon von diesem Auftakt tief beeindruckt.
„Sie haben recht“ - trotzdem Verbot
Schon 1979 wurde der Zakspeed-Capri zum Erfolgsauto. Acht von elf Rennen wurden in der kleinen Division bis 2000 Kubikzentimeter gewonnen, sechsmal saß Heyer am Steuer, zweimal Harald Ertl. Lediglich Klaus Ludwig – in dieser Saison mit dem Porsche 935 in der Division bis 4000 Kubikzentimeter unterwegs – war noch besser. Doch man wollte mehr, den Titel im Jahre 1980. Der Ingenieur war gefragt: „Bei der Gruppe 5 war die Breite des Heckflügels eingeschränkt: Er durfte, von vorn gesehen, nicht breiter als die Karosse sein. Die Form der Kotflügel war jedoch freigestellt. Also habe ich Flügelverbreiterungen als Teile der hinteren Kotflügel ausgeführt und so den Heckflügel auf Fahrzeugbreite vergrößert. Das war regelkonform, das hat sogar die Konkurrenz bestätigt. Doch als Klaus Ludwig gleich die ersten beiden Rennen gegen die besser motorisierten Porsche gewonnen hatte, hat die FIA ihn nachträglich disqualifiziert. Die Begründung war lediglich: ´Herr Ammerschläger, Sie haben ja Recht, aber wir wollen das nicht und deshalb verbieten wir es´. Mit den aberkannten 25 Punkten konnte er am Ende nicht Gesamtsieger werden.“
Neuer Anlauf 1981. Mit dem bereits ab Mitte der Saison 1980 erstmals im Tourenwagensport verbauten Diffusor, der den sogenannten „Ground Effect“ erzeugt. Möglicherweise die Meisterleistung im erfolgreichen Berufsleben Ammerschlägers: „Die 935-er Porsche hatten rund 200 PS mehr unter der Haube. Da mussten wir uns was einfallen lassen. Die Lösung war ein großer Diffusorschacht, der für noch mehr Abtrieb sorgte. Wir haben den Boden wie einen umgedrehten Flugzeugflügel geformt – die gleichen physikalischen Gesetze, die ein Flugzeug zum Fliegen bringen, pressen das Auto auf den Asphalt.
„Der könnte an der Decke fahren“
Der Abtrieb war so stark, dass er bei einer Geschwindigkeit von 250 Stundenkilometern dem Eigengewicht des Fahrzeugs entsprach, so dass das Fahrzeug bei dieser Geschwindigkeit über Kopf an der Decke fahren könnte. Oder wahlweise eine Wand hinauf.” In Kombination mit dem schmalen Heckflügel war das noch einmal ein großer Fortschritt.
Dieser Diffusor war nicht kopierbar
Das FIA-Theater wegen des Flügels 1980 hatte im Nachhinein sogar einen klar positiven Aspekt. „Erst das Verbot hat zu dem Diffusor-Unterboden geführt, dessen Wirkung wesentlich stärker war, als die des breiten Flügels. Zusätzlich stellte er ein Alleinstellungsmerkmal dar, das weder Porsche wegen des Heckmotors, noch BMW wegen der Hinterachse kopieren konnten“, lächelt der Ingenieur.
Der durch den Diffusor erzeugte Abtrieb war so hoch, dass der Zakspeed-Capri bei 250 Stundenkilometern kopfüber fahren könnte. Oder eine Wand hinauf. Dies kommt auf der Rennpiste seltener vor, was hier aber beobachtet werden konnte: Die Erfindung Ammerschlägers wirkte wie ein Staubsauger über dem Asphalt und pustete den Dreck hinten mit Macht heraus. Das Bild entstand bei Tests 1980 am Nürburgring. Kenner erkennen rechts die alte Haupttribüne und sehen, dass der Capri hier entgegen der eigentlichen Richtung unterwegs war.
Mit Diffusor ausgestattet lieferte sich Manfred Winkelhock in der Division bis 4000 Kubikzentimeter sehenswerte Duelle mit Bob Wollek im 200 PS stärkeren, aber auch etwa 200 Kilogramm schwereren Kremer-Porsche 935 K4. Erich und Peter Zakowski erinnern sich noch heute mit Wonne an dieses Jahr zurück und schwärmen von den sensationellen Auftritten Winkelhocks, als er in der Startrunde auf der Betonschleife des alten Nürburgrings die ganze Konkurrenz abhängte oder sich in Wunstorf absichtlich zurückfallen ließ, um seine Konkurrenten ein weiteres Mal zu überholen.
DRM-Titel ohne den Diffusor
Der Triumphzug war aber Klaus Ludwig in der kleinen Division vorbehalten. Hoch überlegen mit zehn Siegen in 13 Rennen gewann er die Serie. „Der Capri bis 2000 Kubikzentimeter war auch ohne den Diffusor schnell genug, dieses Auto besaß einen flachen Unterboden“, sagt Thomas Ammerschläger. Der Gesamtsieg Ludwigs also kein Produkt des „Ground Effects“, da klärt sich auch eine öfter mal gehörte, anders lautende Legende auf. Die finalen vier der 13 Wettbewerbe standen 1981 übrigens ausschließlich im Zeichen von Ford und Zakspeed. Die Capri gewannen alle vier Konkurrenzen doppelt, also jeweils in beiden Divisionen. Viermal Winkelhock, dreimal Ludwig, einmal Klaus Niedzwiedz, was für ein Brett!
Der unfahrbare C100
1982 ging der Zakspeed-Capri noch viermal im Jägermeister-Look an den Start, bevor er vom C 100 abgelöst wurde. Titelverteidiger Klaus Ludwig wechselte während der Saison zwischenzeitlich auf den alten Capri zurück, da sich der neue C100 als zu defektanfällig erwies.
Thomas Ammerschläger: „Ich sollte dieses Fahrzeug 1980 zum Siegauto entwickeln. In ihm steckte unter anderem ein vergrößerter Cosworth Formel 1-Motor, der so gewaltige Schwingungen auslöste, dass dem Fahrer fast übel wurde. Ich sagte zum damaligen Vizepräsidenten von Ford of Europe, dem früheren Journalisten und Buchautor Karl Ludvigsen, dass der vorgelegte Entwurf so viele Fehler aufwies, dass er für ein konkurrenzfähiges und standfestes Fahrzeug komplett geändert werden müsste. Er entgegnete: ´Du machst das trotzdem ohne Änderungen!´ Ich hab´ es nicht gemacht.“
Stattdessen verließ er Köln noch vor Ludwigs DRM-Sieg und heuerte bei Audi als Leiter Fahrwerkversuch und Fahrdynamik an. Später war Ammerschläger als Technischer Geschäftsführer der BMW M-GmbH einer der Väter des M3.
Ammerschläger traf Stein
Infos aus erster Hand zum Zakspeed- Turbo vom Erbauer, das wünschte sich der Capri Club Deutschland und suchte den Kontakt zu Ammerschläger: „Ich freue mich, wenn sich die Leute für diese Themen interessieren. Da nehme ich mir gerne Zeit!“ So empfing der mittlerweile 79-Jährige im Frühsommer unseren 2. Vorsitzenden, Wolfgang Stein, zu einem mehrstündigen Treffen. Herausgekommen ist dieser Text und noch ein besonderes Geschenk: Der CCD erhält die Möglichkeit, einige rare Aufzeichnungen, Dokumente und Fotos aus dem Archiv Ammerschlägers zu digitalisieren. Einiges wird sich voraussichtlich Ende des Jahres auf unserer Homepage finden.
Das Schlusswort: „Eigentlich habe ich mein Leben lang nichts anderes gemacht, als meinem Hobby zu frönen“.
Die Freude lag erkennbar auf beiden Seiten: Thomas Ammerschläger empfing unseren 2. Vorsitzenden Wolfgang Stein zu einem mehrstündigen Treffen. Wir freuen uns auf einige rare Dokumente, die Ammerschläger dem CCD zur Verfügung stellen wird. Ja, das im Hintergund im Regal parkende Modell ist das originale 1:5-Modell aus dem Jahre 1977.
[Text: Marc Keiterling - Fotos: Archiv Thomas Ammerschläger & Marc Keiterling]
- Alexander Heinz Geschrieben von:
- Veröffentlicht am:
Mein Name ist Alexander Heinz, ich bin 40 Jahre jung und komme aus dem schönen Oberfranken. Meine „Capri- Infektion“ stellte sich bereits im zarten Alter von 15 Jahren ein. Viele Jahre sind das, wie auch die folgende Geschichte rund zwei Jahrzehnte umfasst. Und in jedem Fall noch nicht zu Ende ist.
Alex mit 15 also. Damals hatte der Freund meiner Schwester einen verbreiterten Drei Liter Essex. Die lange Schnauze und das Coupé-Heck gefielen sofort und es erging mir so wie vielen. Der besagte Capri wurde damals schon im Winter zerlegt und ich durfte zum ersten Mal bereits mit Hand anlegen. Aber wie das Leben so spielt, nichts hält ewig, die Beziehung endete. Also die meiner Schwester, meine zum Capri blieb.
Zwei Jahrzehnte nach dem ersten Kontakt holte Alexander Heinz diesen Capri von der Hebebühne.
„Der wird wieder hergerichtet“
Jedes Mal, wenn ich einen im Straßenverkehr sah - tja, das konnte man damals tatsächlich des Öfteren erleben- entflammte diese alte Liebe immer wieder. Und hier beginnt die eigentliche Geschichte. Im engeren Familienkreis war eine Fraktion schon immer Ford-affin und so kam es, dass ich eines Tages meinen Paten von einer freien Werkstatt abholen musste, wo er seinen Orion zur Wartung gegeben hatte.
Ich betrat die Werkstatthalle und da stand er dann, aufgebockt über einer Grube, Räder ab, Motorhaube offen und in einem damals schon ziemlich desolaten Zustand. Auf die Frage, was denn mit dem Auto geschehe, kam zur Antwort:
„Der wird wieder hergerichtet“. Das muss in den Jahren 1997/98 gewesen sein. Die Jahre vergingen, im April 2007 kaufte ich mir schließlich meinen ersten Capri, einen 81er 2,8i. Eine Bastelbude, aber mit guter Substanz. Angesichts damaliger Unkenntnis hat sich erst später herausgestellt, dass dieser wohl erst im Nachinein zu einem Super Injection umgerüstet wurde, inklusive Innenausstattung und 5-Gang Getriebe.
Im August des gleichen Jahres konnte ich noch einen 2,8i erwerben, der sein Dasein seit mehreren Jahren im Hinterhof einer freien Werkstatt in der Oberpfalz fristete. Eigentlich war dieser als Ersatzteilträger gedacht, aber die spätere Analyse der Fahrgestellnummer ergab, dass es sich wohl um einen der letzten „Deutschen“ aus dem September 1984 handelt. Das ist selbstverständlich mal überhaupt nix zum Schlachten. Also habe ich umdisponiert, den 81er zurückgestellt und beschlossen, den 84er zu machen.
Die beiden anderen: der 81er (links) wurde vor zehn Jahren als „Bastelbude mit guter Substanz“ erworben. Ebenfalls vor zehn Jahren rettete Alexander den späten 84er aus einem Hinterhof.
Mindestens 20 Jahre hing dieser Super Injection so auf der Hebebühne. Immerhin hat am Unterboden nichts nachgegeben.
Nach anfänglich guten Fortschritten kam die Sache ins Stocken, ein mehrjähriger Auslandsaufenthalt verursachte eine Zwangspause. Selbst nach meiner Rückkehr war nicht an eine sofortige Wiederaufnahme der Arbeiten zu denken, erst eine Krebserkrankung brachte die nötigen Zeitreserven, um mit dem Projekt fortzufahren.
Da sich so etwas in der Verwandtschaft selbstverständlich herumspricht, kam der Sohn meines Paten (die Geschichte von 1997/98) eines Tages auf mich zu und sagte: „Ich weiß, wo noch ein Capri steht!“ Okay, dachte ich, anschauen kost´ ja nix. Also beschlossen wir, gemeinsam mal einen Blick zu riskieren.
Der Ort, an den er mich führte, kam mir sehr bekannt vor, es war die (mittlerweile geschlossene) Werkstatt, wo ich damals meinen Paten abgeholt hatte. Déjà-vu, dachte ich. Nach Kontaktaufnahme mit dem Besitzer, einem ehemaligen Ford- Werkstattmeister, ging es zum Objekt der Begierde. Nach dem Öffnen der stillgelegten Werkstatt konnte ich es kaum glauben: Da stand er genau, wie ich ihn in Erinnerung hatte, aufgebockt über der besagten Grube! Ich war hocherfreut. Noch ein 2,8i.
Die Begutachtung ergab kurz und knapp: ein schwieriger Fall. Substanz von fragwürdiger Konsistenz, nicht komplett und auch noch mit einer falschen Innenausstattung. Durch ein Gespräch mit dem Meister wurde die Geschichte des Capri geklärt. Der damalige Besitzer brachte vor mehr als 20 Jahren das Fahrzeug zur Wiederinstandsetzung in besagte Werkstatt, doch aufgrund nicht vorhandener finanzieller Mittel kam der Brief in die Hände des Werkstattmeisters.
Dieser wollte ihn anfangs für sich selbst herrichten, aber wie es im Geschäftsleben so ist, Geldverdienen geht vor und somit wurde der Capri zur Begleiterscheinung. Immerhin wurde der Motor ab und an gestartet und laufen gelassen. Ob dies nun gut oder schlecht war sei dahingestellt, aber zumindest wurde eine gewisse Funktionstüchtigkeit erhalten.
Erstmals wieder Kontakt mit dem Boden am Tag der Bergung.
Aus eigener Kraft fuhr der viele Jahre vergessene Capri auf den Trailer. Nicht einmal die Bremsen saßen trotz ewig langer Standzeit fest. Die Zukunft? Ungewiss!
Auf den ersten Moment war es jedenfalls total positiv. Denn einige Tage später fuhr der Zwoachter aus eigener (!) Kraft aus der Halle und zur Verladung auf den Trailer. Wie sich letztlich herausstellte, war dieser Capri kein Unbekannter. Durch einen bekannten, langjährigen Sammler aus meiner Gegend stellte sich heraus, dass er genau diesen Capri vom damaligen Erstbesitzer erwarb, einem Arzt aus dem Nürnberger Raum, um ihn dann an den nun im Brief letzten eingetragenen Halter zu verkaufen. So klärte sich auch der Verbleib der originalen Innenausstattung, welche der Sammler ausgetauscht hatte. In meinen heiligen Hallen nun angekommen, steht er da: Die Zukunft ist aktuell ungewiss. Da ich ja zur Zeit noch meinen 84er restauriere, wird das wohl auch noch einige Zeit so bleiben.
[Text & Fotos: Alexander Heinz]
- Guido Heisner Geschrieben von:
- Veröffentlicht am:
Auf Schalke und überhaupt in Gelsenkirchen „is immer wat los“, wie es in hiesiger Mundart heißen würde. Mitten im Februar erwischte es uns vom Capri Club Westerholt mit unserer Halle in Gelsenkirchen-Bismarck aber eiskalt - am Ende wurde uns jedoch richtig warm ums Herz. Und das kam so.
Wir erhielten so mir nichts dir nichts eine Anfrage von einem Fotografen aus dem Großraum Montabaur im Westerwald. Frank Lutzebäck war auf der Suche nach einem kultigen Ort für den Jahreskalender „Schrauberträume 2018“. Heißt: Hobbywerkstätten mit wundervollen Fahrzeugen – und, ja die haben wir!
Wenn ihr nun aber denkt „OK, da wird mal wieder ´ne olle Bude mit alten Autos abgelichtet, kenn´ ich schon“ - dann habt ihr Euch getäuscht. Obendrauf – und das ist wörtlich gemeint – gab es Aleksa. Sie ist ein Model aus der Ukraine und reist für Photoshootings durch ganz Europa. Am 4. Februar 2017 war sie bei uns und anschließend noch in Wuppertal und dann für Bademoden in Paris. Ihr erahnt, was bei uns in den Fokus genommen wurde. „Schrauberträume 2018“ wird ein erotischer Kalender für Auto-Enthusiasten.
Vier Stunden lang dauerte das Shooting in unserer heiligen, aber kalten Halle. Aleksa zeigte dabei professionelle Disziplin und es glänzte nicht nur der Lack an unseren Fahrzeugen. Sie zeigte sich dabei sehr wandlungsfähig und der Fotograf holte alles aus seiner Kamera heraus. Dabei spielte er geschickt mit Licht und Schatten und wusste instinktiv, wann er den Auslöser betätigen musste.
Der CCW war allerdings der zusätzliche Garant für ein erfolgreiches Fotoshooting. Neben der Location boten wir einen umfassenden Service an, der nur schwer zu überbieten ist. Die Jungs gaben ihr Bestes! Stephan sorgte für heißen Kaffee und suchte fachmännisch die knappen Kostüme aus. Markus hielt mit Smalltalk Aleksa bei der Stange und bedeckte sie liebevoll mit einem wärmenden Mantel. Arthur eilte mit dem heißen Gebläse herbei und Dirk kümmerte sich mit einem breiten Grinsen im Gesicht um das Dolmetschen zwischen Aleksa und Fotograf Frank. Frank mal zwei übrigens, Clubmitglied Frank Pachan sicherte für alle einige zusätzliche Schnappschüsse.
Da kein reinrassiger Capri-Kalender entstehen wird, steuerte Arthur neben seinem warmen Gebläse auch noch seinen Triumph Spitfire bei, der sogleich von Aleksa zur Spielwiese umfunktioniert wurde. Oh ja, nicht nur unsere Klassiker haben tolle Gelenke!
[Text: Guido Heisner - Fotos: Frank Pachan]
- Rainer Schmelzeisen Geschrieben von:
- Veröffentlicht am:
Der Wanderpokal parkt seit November 2016 bei Rainer Schmelzeisen. Ausgezeichnet wurde damit zu einen die Treue zu seinem Auto. Zum anderen die Tatsache, dass der Krefelder dieses Langzeitprojekt stets weiter vorantreibt. Rainer, erzähl´ mal!
Eigentlich war schon seit frühester Jugend klar, dass es einmal ein Capri werden musste. Dies, obwohl ich in keinster Weise familiär vorbelastet war. Die Autos in meiner Umgebung waren eigentlich ausnahmslos vom Hersteller Peugeot.
So fand Rainer den verbreiterten I-er in der Siegener Garage vor.
Es war ein schmerzhaftes Ereignis, welches den Ausschlag in eine andere Richtung gab. Passiert ist es im - eigentlich - letzten Schuljahr. Ein Unfall im Rahmen des Schulsports bescherte mir einen längeren Krankenhausaufenthalt. Soll ich erwähnen, dass es zusätzlich zu einer „Verlängerung“ mit der Schule führte? Okay, ist schon raus. So lag´ ich da also herum und hatte richtig viel Zeit, die üblichen Zeitschriften und Zeitungen nach automobilen Verkaufsanzeigen zu durchforsten. Schließlich hab´ ich dann mein heutiges Auto im Internet entdeckt. Ja, tatsächlich schon im Netz, obwohl es seinerzeit noch ohne Mobile und Ebay ging.
Der erste Vorsitzende des CCD, Anton Feßler (rechts), überraschte Rainer Schmelzeisen mit dem Wanderpokal-Besitz für das Jahr 2017. Dabei wurde die Zeremonie vor den anwesenden Mitgliedern in einer Art Spannungsbogen aufgezogen. So kristallisierte sich Stück für Stück der diesjährige Ehrenpreisträger heraus - Rainer ahnte von nichts. Ehefrau Dani hatte im Vorfeld den CCD-Vorstand mit den notwendigen Bildern versorgt.
Diese Innenraumgestaltung gefiel Rainer nicht - wenig überraschend. Mit dem Entfernen von Unterbodenschutzresten und Freilegen der Bleche ging die Arbeit los. Die Maschine musste raus aus dem Motorraum.
Und so kam er schließlich aus dem Kreis Siegen, mein Traumwagen. Naja, Traum: in teils blauem Glitterlack und rot lackierter Innenausstattung. Es traf meinen Geschmack jetzt nicht auf Anhieb. Also die Optik war schon mal überarbeitungsreif.
Dazu waren an diesem Capri ´73 aus dem Baujahr 1972 jene Verbrechen verübt worden, die bei zehn- bis zwanzigjährigen Autos damals so an der Tagesordnung waren, wenn es darum ging, die Scheidung durch den Technischen Überwachungsverein nochmal ein bisschen ´rauszuzögern. Bauschaum in den Hohlräumen. Viel, viel Spachtel.
Also hieß es erstmal: alles zerlegen, Schweißen lernen, Bleche anfertigen, Ersatzteile suchen. Klar: Schwellerspitzen, A-Säulen und all´die beliebten Stellen hatte die braune Rostpest auch an diesem Exemplar nicht ausgelassen.
Wo ich gerade schon mal zu Gange war, lag es auf der Hand, die ganze Nummer auch direkt zum Beruf zu machen. Die verbreiterten Kotflügel habe ich letztlich mangels brauchbarem Angebot selbst gefertigt - dafür musste ich mir dann noch zusätzlich das kleine 1 x 1 in Sachen glasfaserverstärkter Kunststoff - kurz GFK - ´raufschaffen. Für die hinteren Seitenteile waren noch neue Verbreiterungen aufzutreiben.
Über einen Zeitraum von rund dreieinhalb Jahren lag also ein Capri ziemlich verstreut im Haushalt herum. Schlussendlich fand auch wieder ein passender Vergasermotor mit 2,6 Litern Hubraum seinen Platz unter der Haube.
Die Vorarbeiten zur Lackierung konnte ich glücklicherweise in einem Lackierbetrieb selber durchführen, was für mich eine weitere, großartige Praxiserfahrung war. Insgesamt drei Monate zogen ins Land, während ich spachtelte, schliff, vorlackierte, schliff und so weiter und so fort.
Kenntnisse der Elektrik sind von Vorteil, wenn der Kabelbaum überarbeitet werden muss. Beim Sandstrahlen war ordentliches Vermummen angesagt. Grundieren, Motor überholen, fertig für den Lackierer - was halt so kommt.
Über die folgenden Jahre bis zum heutigen Tag habe ich natürlich noch die eine oder andere weitere Änderung vorgenommen. Schubstreben hat er nun, RS-Sitze sind drin, die Innenausstattung ist getauscht, die Hinterachse geändert.

Zurück vom Lackierer.
Fertig der Capri! Oder doch nicht, Rainer? „So richtig fertig wird man ja irgendwie nie.“
Rückkehr des Motors: gaaaanz vorsichtig.
So richtig fertig wird man ja irgendwie nie. Ein Fünfgang-Getriebe liegt zum Einbau bereit. Und der Beruf? Die Lehre habe ich abgeschlossen, danach den Kfz-Meister gemacht und einen eigenen, kleinen Betrieb ins Leben gerufen. Ihr könnt es Euch denken: Hier mache ich am liebtsten in Old- und Youngtimern.
[Text: Rainer Schmelzeisen - Fotos: Dirk Appel, Rainer Schmelzeisen]
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„Schreib´ mal wieder!“ Neee, keine Mail und keine WhatsApp. Wir Freunde des alten Blechs halten doch die analogen Zeiten hoch. Einen Brief, wie früher. Der ist final zu frankieren und dies ist nun so sehenswert wie – nie!
Schon 2015 warf die Deutsche Post AG zwei Briefmarken auf den Markt, die wunderschöne Oldtimer zieren. Die beiden Kleber mit dem Wert von 1,45 Euro zeigen einen roten BMW 507 und einen Mercedes 220 S der Baureihe 111.
Seit dem 2. Januar 2016 kostet ein Standardbrief nun 70 statt 62 Cent. Das erhöhte Porto lässt sich seither in schöner und schönster Weise auf zwei Marken abbilden. Der erste Porsche 911 Targa ab 1965 ist ein Traumauto. Der Capri 1 stellt ab 1969 den ersten echten Volkssportler schlechthin dar. Der Schönere von beiden? Öhm, Tjaaa: Ach, entscheidet einfach selbst! Zur Wahl des Capri schreibt die Deutsche Post: „Mit seiner Mischung aus Sportwagenoptik, grundsolider Großserientechnik und erschwinglichem Preis erschloss er ein ganz neues Marktsegment“. Dieses charmante „Auto-Quartett“ wurden von dem Designer Thomas Serres aus Hattingen an der Ruhr gestaltet.
Wie es sich für die alten Zeiten gehört, sind die Postwertzeichen für PS-Freunde selbstverständlich „nassklebend“. So kann man sich den Capri lecker anschlecken. Oder hat noch jemand einen Briefmarkenbefeuchter auf dem Schreibtisch stehen?
2017 wird aus dem Quartett dann ein Sextett. Die Post wird ihre Sonderreihe über „Klassische Deutsche Automobile“ mit den Motiven Opel Manta A und VW Golf 1 fortsetzen. Das ist herrlich konsequent, auch der Capri war bekanntlich beim Geburtsjahr dem Manta ein Jahr voraus. Den entsprechenden Antrag der Post hat das Bundesfinanzministerium genehmigt.
[Text: Marc Keiterling - Fotos: Deutsche Post]
- Marc Keiterling Geschrieben von:
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Reh gegen Auto. Ein Wildunfall, zwei Verlierer. Das Tier tot, der Wagen laut Gutachten ein Totalschaden. Der Capri wirtschaftlich platt. Ein ungeeignetes Gutachten als Folge eigener Nachlässigkeit. Nicht zur Nachahmung empfohlen.
Das Waldstück liegt schon hinter mir, da schießt das Niederwild aus dem hohen Gras heraus auf die Straße. Schon bei Tageslicht gibt’s da kaum eine Chance, den Zusammenprall zu vermeiden. So wie hier, in der Dunkelheit, kannste nur noch vollbremsen und beten. Knapp 100 Stundenkilometer habe ich drauf, als es auf der Kreisstraße kracht. Ein kleines Reh und die linke Front meines Capri knallen gegeneinander.
Ein dumpfer Schlag, das Tier fliegt im hohen Bogen in den Graben, Scherben wirbeln durch die Kegel der Restbeleuchtung, die vier blockierten Reifen erzeugen beißend stinkenden Qualm. Nach einer elend langen Strecke, begleitet vom Kreischen des Bremsvorgangs, steht das Auto. Unheimliche Stille. Glück gehabt! Die Straße trocken und gerade, kein Gegenverkehr, kein ausgewachsener Hirsch. Das hätte alles noch ganz anders ausgehen können.
Doch auch so reichts, wie die erste Inaugenscheinnahme bei Tageslicht am nächsten Morgen zeigt. Frontschürze und Stoßstange sind stark beschädigt, beide Kotflügel, die Schlossbrücke und die Motorhaube gestaucht. Der Kühlergrill, ein Scheinwerfer und der Blinker links sind zerstört. Glück gehabt? Ja! Aber: Die Teileversorgungslage in Sachen Karosserie und Anbauteile ist bei einem Ford bekanntlich bescheiden. Bei einem Capri der zweiten Generation noch deutlich schlechter. Nicht mein einziges Unbehagen. Denn da ist ja noch das Wertgutachten. Ein Thema, dass ich vernachlässigt hatte. Vier Jahre alt ist das Testat dieses Autos, schon damals war es für mein Empfinden mit 5.500 Euro für einen überdurchschnittlichen Capri II mit V6-Motorisierung deutlich zu niedrig ausgefallen. `Muss ich bald mal machen´ hatte ich mir noch zu Jahresbeginn angesichts galoppierender Fahrzeugpreise in den letzten Jahren vorgenommen - das Reh war schneller.
Der Gutachter begutachtet Tage später den Unfallwagen, sein wenig später eintreffendes Ergebnis bestätigt die Horrorvision. Reparaturkosten in Höhe von 7.052,64 Euro sind kalkuliert. Differenz zum Gutachten: mehr als 1.500 Euro. Und es kommt zunächst noch dicker.
Über die Restwertbörse „Auto Online“ ermittelt der Sachverständige einen Restwert von 2.360 Euro. Diese Summe hat ein Aufkäufer für den verunfallten Capri verbindlich geboten. Mir schnürt sich die Kehle zu. Und es kommt wie befürchtet. Die Versicherung berechnet den Schaden so: Wiederbeschaffungswert des Fahrzeugs: 5.500 Euro. Abzüglich Restwert: 2.360 Euro. Abzüglich 150 Euro Selbstbeteiligung an der Teilkaskoversicherung. Entschädigung: 2.990 Euro. Das hieße 4.062,64 Euro auf den eigenen Deckel.
Ein Verkauf kommt nicht in Frage, dies teile ich der Versicherung unmittelbar mit und will wissen, was mit dem Restwert in diesem Fall passiere. Die in meinem Fall angesprochene Oldie Car Cover Assekuranzkontor GmbH erklärt, dass die in Frage stehenden 2.360 Euro erstattet werden, wenn der Nachweis einer sachgerechten Wiederinstandsetzung des Fords geliefert werde. Dies habe über die entsprechende Werkstatt-Gesamtrechnung sowie ein neuerliches Gutachten zu erfolgen. Immerhin – doch auf den noch immer als Lücke klaffenden 1702,64 Euro werde ich sitzenbleiben. Teures Ergebnis eigener Schludrigkeit.
Zum Wiederaufbau wünscht sich der Karosseriebauer unter anderem eine neue Frontschürze, sowie eine neue Stoßstange. Ein Wunsch, der sich in diesem Moment schlicht nicht erfüllen lässt. Anfragen in Köln zu diesem Thema sind erfahrungsgemäß völlig sinnlos. Wer einen alten Ford fährt, fährt nur mit dem Flankenschutz eines Clubs wie dem CCD einigermaßen sorgenfrei. Unser Capri-Club Deutschland kniet sich bekanntlich seit vielen Jahren sehr in die Aufgabe, benötigte Teile neu anfertigen zu lassen. Doch bei einer Chromstoßstange mit Gummileiste und diesem Blech ist auch hier Ende im Gelände. Der Spengler hat es bereits geahnt und verfrachtet den Patienten auf die Richtbank. Gaaaanz behutsam, Zentimeter für Zentimeter, und über drei Wochen hinweg wird die fächerartig verformte Schürze wieder zurecht gezogen. Das geschieht so nebenher, andernfalls würde der Kostenrahmen noch zusätzlich klar gesprengt. Außerdem werden Schlossbrücke, Haube und Flügel wieder in in ihre ursprüngliche Form zurückgebracht.
Beim Chromteil hift nur „Vitamin B“. Ein überaus hilfsbereiter Clubkollege des CCD – namentlich unser „Teile-Papst“ Wolfgang Stein – hat bei einem anderen Kumpel noch was gut und kann das begehrte Stück in einem vergleichsweise sehr überzeugenden Zustand für mich ergattern. Andernfalls hätte hier nicht nur eine Kostenexplosion, sondern möglicherweise gar der vorübergehende Verzicht auf das Anbauteil gedroht.
Scheinwerfer, Blinker und ein neuer Kühler können von einem auf alte Ford-Teile spezialisiertem Händler namens Motomobil geliefert werden. Der Plastik-Grill nicht. Bei Ebay entdecke ich ein Exemplar in einem beklagenswerten Zustand. Es fehlt die äußere Alublende, zig Farbanstreiche vermocken das wabenähnliche Gitter. Nützt nix, es muss halt improvisiert werden. Das Teil wird vorsichtig mit Trockeneis vom unschönen Anstrich befreit, die Alublende des zerstörten Grills hat leicht vermackt überlebt. Die friemel ich auf das „neue Altteil“. Makellos ist sie nach Unfall und Umbau nicht mehr, aber Alternativen sind gerade Fehlanzeige. Ein Makel ist auch, dass das Glas des neuen Blinkers ein dunkleres Gelb zeigt, als der unzerstörte Kollege von der Beifahrerseite. Geht gar nicht – glücklicherweise besitze ich noch ein Exemplar in meinem Teilelager. Vom Staub der Jahrzehnte befreit, zeigt es das „richtige“ Gelb. Wie hätte das sonst ausgesehen?
Sehr weitgehend im Originallack hatte sich der Capri vor dem Unfall präsentiert, damit ist es nun vorbei. „Mediterrangrün-Metallic 75“ war der Name seines Kleides. In der Lackiererei sorgt der Name trotz seines Wohlklangs für wenig heitere Mienen. Ein knappes Dutzend Lackkarten werden gespritzt, die Abweichungen zur Farbe aus dem Jahre 1976 sind teilweise beträchtlich, stets nicht zu tolerieren.
Mit viel Beharrlichkeit gelingt im x-ten Anlauf schließlich der Durchbruch hin zu einer akzeptablen Lösung. Ausgangsmaterial ist nun „Suzuki Grass-Green-Metallic“, verfeinert mit diversen Modifikationen.
Wieder zusammengebaut, ist es nun beinahe so, als sei nichts gewesen. Abgesehen davon, dass es sich jetzt um einen Unfallwagen handelt, für dessen Wiedererstehen ich gut 1.700 Euro zuzahlen musste. Dies als Warnung an alle, die sich ein Wertgutachten aufgrund eines vermeintlich übersichtlichen Werts eines Youngtimers schenken. Zu guter Letzt: Ein neues Gutachten weist nun einen Wiederbeschaffungswert in Höhe von 11.000 Euro aus.
[Text und Fotos: Marc Keiterling]