Die „guten Hände“ gefunden. So war der Beitrag hier überschrieben. In ihm wurde die Weitergabe des Capri von Jochen Cremer an Johannes Voorhoeve beschrieben. Heute schreibt Johannes Voorhoeve die Geschichte zum sanierungsbedürftigen Fahrzeug weiter.
Jochen ist ein Mann, dessen Leben von Höhen und Tiefen geprägt war. Trotz einer schweren Krankheit widmete er sich über 25 Jahre lang mit ganzer Hingabe seinem geliebten Capri. Das Auto war sein treuer Begleiter, sein Rückzugsort und letztlich auch seine Verbindung zu unzähligen Erinnerungen. Er tüftelte an vielen kleinen Details, insbesondere im Innenraum, und machte sein Auto über die Jahre zu etwas ganz Besonderem. Seinem „George“ genannten Capri.
Doch Jochen musste eine Entscheidung treffen, die ihm sehr schwer fiel. Seine Gesundheit erlaubte es ihm nicht mehr, den Capri weiter zu pflegen. Auch stand der Wagen inzwischen schon lange unter freiem Himmel. Vom Capri Club Deutschland auf den Fall aufmerksam gemacht, kam ich, Johannes, im Juni 2023 nach Monheim.
Ein Capri für den 17-jährigen Sohn
Ich wollte den Capri für meinen damals 17-jährigen Sohn Ole kaufen und war sofort von Jochen und seiner Geschichte berührt. Wir haben uns auf Anhieb richtig gut verstanden und in der Folgezeit hat sich daraus eine Freundschaft entwickelt. Jochen setzte sich ans Steuer und fuhr das letzte Mal mit seinem George durch Monheim, er war seit langem nicht mehr damit gefahren und jauchzte vor Freude. Ich versprach ihm, den Capri nicht nur zu erhalten, sondern ihn zu neuem Leben zu erwecken und dafür zu sorgen, dass Ole ihn hegen und pflegen wird. Wir wurden uns schnell handelseinig, allerhand Ersatzteile wurden noch in den Capri gepackt und wir saßen an diesem Tag noch lange quatschend vor Jochens Garage.
Der Rost hatte überall gewütet
Vorsichtig fuhr ich den Capri auf eigener Achse nach Hause. Die sich anschließende Restaurierung erwies sich dann als viel anspruchsvoller, als ich mir das ausgemalt hatte. Nahezu an jeder Stelle musste geschweißt werden. Der Rost hatte sich vielfach tief in das Metall gefressen und unzählige Bleche mussten eingesetzt werden. Die Kosten stiegen immer weiter und die Zeit rannte davon. Der geplante erste große Meilenstein – ein angedachter Ausflug mit dem restaurierten Wagen zu Jochens Geburtstag am 1. Mai 2024 - musste ohne den Capri stattfinden.
Auch zum 18. Geburtstag meines Sohnes Ole war der Capri noch in der Mache. Im August letzten Jahres war die Karosserie dann endlich fertig geschweißt. Die Lackierung mit Basislack in Paris Blue Metallic erwies sich als besondere Herausforderung. Dafür habe ich ein Zelt als provisorische Lackierkabine aufgebaut. Leider gelang das unter diesen Umständen nicht fehlerfrei. Aber kein Kunstwerk ist letztendlich perfekt.
Jochen Cremer war hellauf begeistert, als er „George“ wieder zu Gesicht bekam.
Der Zusammenbau wurde zum großen Puzzle. Nach der langen Zeit lagen die unbeschrifteten Schraubentütchen nicht mehr bei ihren Bauteilen. Einige Teile waren defekt, was bei der Demontage nicht aufgefallen war. Das ein oder andere war auch nicht mehr zu finden. Aber es gelang - viele Teile und Schrauben wurden einfach durch neue ersetzt. Vom Angebot des CCD-Ersatzteilsortiments habe ich rege Gebrauch gemacht. Und Wolfgang Stein als Ersatzteilmann des Clubs hatte auch den ein oder anderen guten Tipp für mich parat.
Ein Tag, der zu Tränen rührte
Erst am 1. März 2025 war es so weit - der Capri war endlich fertig. Und er war nicht nur ein Auto, sondern ein Traum. Die Farbe Paris Blue ließ ihn in einer wundervollen Schönheit erstrahlen. Ich beschloss, die erste große Testfahrt des Wagens nach Monheim zu unternehmen, um Jochen zu besuchen.
Als Jochen den Capri sah, liefen ihm die Tränen über das Gesicht. Es war, als hätte er einen alten Freund in neuer Pracht wiedergefunden. Und als Andenken hielt er ein Teil von George in den Händen. Den von ihm so geliebten Powerbuckel hatte ich aus der verrosteten Motorhaube herausgetrennt, um ihm das Stück Blech zu übergeben.
So hockten wir uns erneut für einige Stunden am Capri zusammen, sprachen über Vergangenes und Zukünftiges. Der Capri wird mit Ole in jedem Fall noch viele Jahre voller Abenteuer vor sich haben. Ole wird, wenn er mal älter ist, ebenso viele tolle und einzigartige Erinnerungen an die Zeit mit diesem Auto haben, wie Jochen. Und Ole wird, in ferner Zukunft, hoffentlich seinen Kindern oder Enkeln von seinem ersten Traumwagen erzählen, der so schön war, dass die Fußgänger und Autofahrer ihm freudig zuwinkten, wenn er vorbeifuhr.
Durch „George“ wurden Johannes und Jochen Freunde. Der originale Powerbuckel bleibt bei Jochen in Monheim.
Handschriftlich, mit Tinte auf das Papier gebracht, meldete sich auch Jochen Cremer zu Wort. Auszüge aus seinem Brief.
Ich bin restlos begeistert, wie gut die Restaurierung meines schon stillgelegten Capri – zuletzt wirklich ein „Stehrümchen“ – durch Johannes gelungen ist. Fast zwei Jahre gingen ins Land, da immer neue Herausforderungen handwerkliches Geschick notwendig machten. Manch eines unserer langen leidenschaftlichen Telefonate hatte auch eher bittersüße Momente durch Erosion, durch Korrosion und die dann notwendigen Maßnahmen. Johannes kann es, für mich ist er ein begeisterter „Blechflüsterer“, denn es hatten sich mehr Baustellen gezeigt als bekannt oder erwartet. Er hat alles bestens gemeistert und ich hoffe, ihn, seinen Sohn Ole und den Capri schweißt das noch mehr zusammen. Einen besonderen Wunsch erfüllte mir mein Blechflüsterer tatsächlich. Johannes trennte den weitgereisten Powerbuckel aus der nicht mehr rettbaren Motorhaube heraus und brachte ihn – einem historischen Wappenschild ähnlich – sauber herausgetrennt mit. Mich hat es fast umgehauen!
Johannes‘ Sohn Ole ist nun stolzer Besitzer eines Capri.
[Text: Johannes Voorhoeve, Jochen Cremer & Chat GPT - Fotos: Johannes Voorhoeve]