Capri-Freund in Mittelamerika

CCD-Mitglied Christian Sorkalla unterhält eine außergewöhnliche Capri-Bekanntschaft über den großen Teich hinweg. Capri in den USA- das kennt man. Ein Capri-Freund aus Mittelamerika jedoch ist eine besondere Geschichte. Und die Geschichte wird noch spezieller, wenn sie erst einmal geschildert wird.

„Ich möchte eine nicht ganz alltägliche Bekanntschaft mit Euch teilen. Im Sommer 2019 schrieb mich per Instagram ein Emerson Escobar an, da er einen Post mit neu verchromten Kippschaltern meines I-ers gesehen hatte. Er fragte, wo ich die herhabe und ob ich ihm dabei behilflich sein könnte, solche zu beschaffen. Als ich ihn fragte, woher er denn sei und was für einen Capri er habe, war ich erstaunt. Emerson ist aus Guatemala, ist Anfang 20 und besitzt einen I-er aus dem Baujahr 1972. Die Geschichte dazu hat er mir auf Englisch geschrieben, nachdem ich ihm von der Idee erzählte, dies in der Capri aktuell zu präsentieren. Die Übersetzung ist im Folgenden abgedruckt.

Zur Universität in Quetzaltenango

,Alles begann, als mein Großvater im Jahr 1973 einen 72-er Capri 1700 von einem Freund kaufte. Er suchte ein schnelles Auto, um in einer geringen Zeit die 45 Kilometer von einem Ort namens El Edé zur Universität in Quetzaltenango - der Stadt aus der ich stamme – zu kommen. Das war wohl der Hauptgrund des Capri-Kaufs meines Großvaters.

Mein Großvater erzählte mir von den positiven Erfahrungen mit seinem Capri. Die gute Straßenlage, die Geschwindigkeit, die kompakte Bauform und die Sparsamkeit. Ein anderes Detail, welches er an dem Auto sehr mochte, war die Innenausstattung.

Zu dieser Zeit war der Capri das Familienauto der Escobars. Es wurde unter anderem auch genutzt, um meine mit meinem Vater schwangere Großmutter im Juni 1974 zur Entbindung ins Krankenhaus zu fahren. Ab 1980 hat mein Großvater den Wagen dann nicht mehr genutzt. Der Capri stand außerhalb des Hauses bei Wind und Wetter, es fiel sogar ein Baum auf den Wagen.

Ich wurde im Dezember 2001 geboren und wuchs mit dem Bild des verwaisten Wagens vor dem Haus meines Großvaters auf. Seitdem ich den Wagen als Kind sah, mochte ich die Form der Karosserie und ich befragte meinen Vater oft zum Capri. Ich sagte ihm immer, wie sehr ich dieses Auto mochte und als ich mit zwölf Jahren mein erstes Smartphone bekam, begann ich, Informationen zu dem Wagen zu suchen. Natürlich wusste ich dann schnell, dass der Capri in Deutschland und England gebaut wurde. Immer noch konnte ich meinen Großvater nicht besuchen, ohne immer nach dem Wagen zu schauen und ihn zu bewundern.

Im selben Jahr bekam mein Vater Wind von einem anderen Capri I, der wohl in der Nähe zu verkaufen war. Wir fuhren dorthin und waren sehr fasziniert von dem anderen Wagen, den mein Vater aber leider nicht kaufen konnte.

Bewegung nach 39 Jahren Stillstand

Ich wuchs weiter und habe den Capri nie aus den Augen verloren mit der Hoffnung, den Wagen meines Großvaters eines Tages zu restaurieren. Im Alter von 16 und 17 Jahren wurde das Verlangen danach größer und größer. 2019 war mein erstes Jahr an der Universität und ich beschäftigte mich nun immer mehr mit dem Thema der Möglichkeiten des Wiederaufbaus unseres Capri und den Möglichkeiten, an Ersatzteile zu kommen. Dabei wurde mir bewusst, wie selten das Auto in meinem Heimatland ist. Ich überzeugte meinen Vater, den Wagen meines Großvaters in unseren Wohnort zu holen, das geschah vom 18. auf den 19. April 2019. Später, im Mai 2019, dachten mein Vater und ich uns, ob wir nicht den Mann wiederfinden könnten, der Jahre vorher den Capri angeboten hatte, den wir nicht kaufen konnten, um ihn nach Ersatzeilen zu fragen. So fuhren wir einfach an den Ort, wo wir damals den anderen Capri besichtigt hatten. Überraschenderweise stand der Wagen noch immer vor dem Haus des Mannes. Als wir mit ihm redeten, stellte sich heraus, dass er den Wagen auch noch immer verkaufen wollte. Drei Tage später hatten wir einen zweiten Capri. Es ist ein hellgrünmetallic-farbener 1300-er GT von 1971.

Ich betrachtete auch immer Capri I-Fotos, die andere Enthusiasten in sozialen Netzwerken, wie zum Beispiel Instagram, posteten. Eines Tages sah ich ein Foto mit Kippschaltern des Capri I auf einem Tisch und Geldscheine daneben. Ich wusste, dass viele dieser Schalter bei unserem Capri fehlten oder beschädigt sind. In der Hoffnung, dass der Ersteller des Posts uns vielleicht ein paar Schalter verkaufen könnte, habe ich Christian eine Direktnachricht geschickt. Das war der Beginn dieser guten Freundschaft.

Teileversand über den großen Teich

Ich erzählte ihm meine Geschichte und die des Capri und wie selten diese Fahrzeuge in Guatemala sind. Er bot freundlicherweise seine Hilfe an, um fehlende Teile zu finden, um das Projekt voranzutreiben. Seitdem reden und schreiben wir sehr oft miteinander und ich bin sehr froh über seine Hilfe. Christian hat uns seit 2019 viele nötige Teile geschickt wie zum Beispiel Scheibendichtungen, Chromkeder für die Dichtungen, Türdichtungen, Heckklappendichtungen, ein altes Blaupunkt-Radio, die originalen Außenspiegel, Wischerarme, Innenraumleuchte und einige Teile mehr. Nun kaufen wir noch einen 2600-er V6 Motor aus einem Mercury Capri, da man hierzulande aufgrund der vielen steilen Steigungen doch einen stärkeren Motor benötigen kann.

Das ist meine Geschichte über die Liebe und Passion für den Capri – geboren von meinem Großvater und jetzt fortgeführt von meinem Vater und mir, Emerson Escobar.‘

Wie Emerson schreibt, sind, seitdem wir uns kennen, zahlreiche Teile für die beiden Capri aus Köln nach Guatemala geschickt worden. Diese stammten zum Teil aus meinem eigenen Keller, aber auch aus dem CCD-Ersatzteilsortiment, von Motomobil und vom Teilemarkt beim Capri Club Westerholt. Der bisherige Höhepunkt war die Vermittlung eines Kontakts in Kalifornien. Hier im Süden der USA wurde für Emerson der erwähnte 2600-er V6 Motor besorgt, revidiert und dann nach Guatemala geschickt. Mein letzter Fund für ihn waren die dazu passenden Kotflügel-Embleme Anfang 2022.“