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Bekannter Sportjournalist, Motorsportkommentator, Streckensprecher - und Freund des Capri

Eine vorsichtige Anfrage war es, die der Redakteur der Capri aktuell an einen Herrn im Bergischen Land richtete. Mit großer Freude kann ich hier schreiben: sie wurde positiv beantwortet.

Rainer Braun ist ein deutscher Sportjournalist, früherer Motorsportkommentator, Streckensprecher und Amateurrennfahrer. In der Gegenwart verfasst er Beiträge für die Online-Motorsportplattform „Speedweek“ oder ist im Podcast „Alte Schule“ zu hören, in dem es um die goldene Ära des Automobils geht.

Das Mikrofon gehört zu diesem Mann: Rainer Braun in der Gegenwart.

Das Mikrofon gehört zu diesem Mann: Rainer Braun bei einer Moderation Mitte der 1970-er Jahre.

Das Mikrofon gehört zu diesem Mann: Rainer Braun in der Gegenwart und bei einer Moderation Mitte der 1970-er Jahre.

Der mittlerweile 84-Jährige schrieb als Journalist einst für „Sport Auto“, „Auto Zeitung“, „Motorsport aktuell“ und „Automobilsport“. Er kommentierte von 1989 bis 1995 im Fernsehen für das ZDF und 3sat die Übertragungen der Deutschen Tourenwagen Meisterschaft (DTM) und die Internationalen Tourenwagen Championship (ITC). Als der Sender die Rechte verloren hatte, wechselte der vielfache Capri-Besitzer Braun zum Privatsender RTL, wo er 1996 bis 1998 den STW-Cup kommentierte. Weil RTL-Stammkommentator Heiko Waßer aufgrund einer Erkrankung kurzfristig für den japanischen Grand Prix 1998 in Suzuka ausgefallen war, übernahm Rainer Braun einmalig die Aufgabe des Formel-1-Kommentators. Später kommentierte er unter anderem für das DSF die V8-Star-Serie oder für Kabel 1 die ADAC GT Masters.

Rainer Braun ist außerdem Autor von mehreren Buchtiteln. Gemeinsam mit Ferdi Kräling veröffentlichte er 2000 etwa einen Spezialband mit dem Titel „Momentaufnahmen - eine Zeitreise durch 75 Jahre Ford Motorsport in Deutschland“. Selbstverständlich mit einem großen Kapitel zum Capri. Darüber hinaus publizierte er im Rahmen der Buchreihe „Hallo Fahrerlager“ mehrere Werke.

Anfang dieses Jahres erinnerte sich Braun in der „Speedweek“ an rasante Tage zu Beginn der 1970-er Jahre mit dem Capri auf einem Autobahnkreuz bei Köln. Wir dürfen diese Geschichte hier nun präsentieren.

Da staunte sogar die Polizei

Bevor Jochen Neerpasch 1969 die rennsportlichen Geschicke bei Ford in Köln übernahm, galt er als begnadeter Renn-Profi mit perfekter Fahrzeug-Beherrschung.

Das Kult-Auto Capri RS hatte er schon zwei Jahre nach Dienstantritt in Köln nicht nur auf die Rennstrecke, sondern auch in größerer Stückzahl auf die Straße gebracht. Das Auto für knapp 16.000 D-Mark (circa 8.000 Euro) wurde ein Verkaufsschlager.

Zum Job in der Ford Rennabteilung in Köln-Niehl reiste Neerpasch, Sohn eines Krefelder Ford-Händlers, noch täglich von seinem Wohn- und Heimatort über die Autobahnen A4/A1 an. Anfang der 70-er Jahre konnte man sowas noch ohne größere Zeitverluste machen, morgens und abends gab es kaum Staus auf dieser Strecke.

Vor allem die leicht ansteigende, herrlich lange Rechtskurve im früheren, noch nicht umgebauten Autobahnkreuz Frechen hatte es dem alten Racer bei der morgendlichen Anreise angetan. Mir übrigens auch – und zwar bei der täglichen Fahrt von meinem früheren Wohnsitz Bergheim nach Köln in die Redaktion der Auto Zeitung.

Wie Neerpasch konnte auch ich nicht widerstehen, die Kiste querzustellen. Man konnte hier so wunderbar in einem einzigen langen und sauberen Strich bergauf zur A1 driften, besonders bei nasser Fahrbahn. Auch ich war um diese Zeit glücklicher Besitzer eines schwarzen Capri RS (Kennzeichen BM-RS 55) mit Differentialsperre, Schalensitz, Hosenträgergurten.

Ab der A4-Einfahrt Bergheim hatten Jochen und ich über das Kreuz Frechen bis zur Ausfahrt Köln-Lövenich auf der A1 den gleichen Weg. Er musste dann noch weiter bis über das Nord-Kreuz nach Niehl. Unabhängig voneinander haben wir die morgendlichen Drift-Momente zelebriert, wann immer die Kurve frei von anderen Verkehrsteilnehmern war.

Als Jochen eines trüben Tages bei halb nasser, halb trockener Straße mal wieder breitseits, aber wegen der Mischverhältnisse nicht ganz so sauber wie gewohnt, seinen Capri RS durch den Rechtsbogen hinauf zur A1 zirkelte, hatte er wohl den im schützenden Buschwerk des Infields geparkten Streifenwagen der Kölner Autobahnpolizei nicht registriert.

So sah sich der wackere Drifter urplötzlich einem aus dem Infield heraussprintenden Polizisten mit Haltekelle gegenüber. Er wurde auf die begrünte seitliche Fläche gewinkt, es folgte das übliche Prozedere, Führerschein und Fahrzeugpapiere. Der zweite Beamte gesellte sich ebenfalls dazu.

„Herr Neerpasch, Sie wissen schon, warum wir sie angehalten haben“, lautete die Ansprache in einem Tonfall, der das Schlimmste befürchten ließ. Artig antworte Jochen mit einer Entschuldigung für seine Drifteinlage. „Wir beobachten Ihr Treiben hier bereits über einen längeren Zeitraum“, entgegnete der Polizist und schob jetzt grinsend nach, „aber das heute war nix, das haben Sie schon viel besser hingebracht.“

Danach gaben sich die beiden Sheriffs als Renn- und Ford-Fans zu erkennen und wünschten dem Capri-Schöpfer eine gute Fahrt und „viel Erfolg beim nächsten Rennen“. Jochen hat mir diese Geschichte irgendwann mal erzählt. Ich konnte dann auch noch meinen Teil zu dieser schier unglaublichen Episode beitragen. Auch mich hatten sie erwischt, allerdings mit einer anderen Ansprache: „Der Herr Neerpasch kann das aber viel besser als Sie, da müssen schon noch ein bisschen üben.“ Was soll ich zu dieser wunderbaren, schier unglaublichen Episode noch sagen – bestenfalls dies: Es waren unbeschwerte Zeiten in und rund um Köln. Wer sie erleben und genießen durfte, konnte und kann sich glücklich schätzen.

Ford-Motorsportchef Jochen Neerpasch und sein 150 PS Capri RS 1971.

Ford-Motorsportchef Jochen Neerpasch und sein 150 PS Capri RS 1971.

Der Braun´sche RS: schwarz, schnell, schnittig.

Der Braun´sche RS: schwarz, schnell, schnittig.

[Text: Rainer Braun/Speedweek.com - Fotos: Rainer Braun & Backfischi]

Capri MK I [Bj. 68 - 73]

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