Mein Name ist Alexander Heinz, ich bin 40 Jahre jung und komme aus dem schönen Oberfranken. Meine „Capri- Infektion“ stellte sich bereits im zarten Alter von 15 Jahren ein. Viele Jahre sind das, wie auch die folgende Geschichte rund zwei Jahrzehnte umfasst. Und in jedem Fall noch nicht zu Ende ist.

Alex mit 15 also. Damals hatte der Freund meiner Schwester einen verbreiterten Drei Liter Essex. Die lange Schnauze und das Coupé-Heck gefielen sofort und es erging mir so wie vielen. Der besagte Capri wurde damals schon im Winter zerlegt und ich durfte zum ersten Mal bereits mit Hand anlegen. Aber wie das Leben so spielt, nichts hält ewig, die Beziehung endete. Also die meiner Schwester, meine zum Capri blieb.

Zwei Jahrzehnte nach dem ersten Kontakt holte Alexander Heinz diesen Capri
von der Hebebühne.

Zwei Jahrzehnte nach dem ersten Kontakt holte Alexander Heinz diesen Capri von der Hebebühne.

„Der wird wieder hergerichtet“

Jedes Mal, wenn ich einen im Straßenverkehr sah - tja, das konnte man damals tatsächlich des Öfteren erleben- entflammte diese alte Liebe immer wieder. Und hier beginnt die eigentliche Geschichte. Im engeren Familienkreis war eine Fraktion schon immer Ford-affin und so kam es, dass ich eines Tages meinen Paten von einer freien Werkstatt abholen musste, wo er seinen Orion zur Wartung gegeben hatte.

Ich betrat die Werkstatthalle und da stand er dann, aufgebockt über einer Grube, Räder ab, Motorhaube offen und in einem damals schon ziemlich desolaten Zustand. Auf die Frage, was denn mit dem Auto geschehe, kam zur Antwort:

„Der wird wieder hergerichtet“. Das muss in den Jahren 1997/98 gewesen sein. Die Jahre vergingen, im April 2007 kaufte ich mir schließlich meinen ersten Capri, einen 81er 2,8i. Eine Bastelbude, aber mit guter Substanz. Angesichts damaliger Unkenntnis hat sich erst später herausgestellt, dass dieser wohl erst im Nachinein zu einem Super Injection umgerüstet wurde, inklusive Innenausstattung und 5-Gang Getriebe.

Im August des gleichen Jahres konnte ich noch einen 2,8i erwerben, der sein Dasein seit mehreren Jahren im Hinterhof einer freien Werkstatt in der Oberpfalz fristete. Eigentlich war dieser als Ersatzteilträger gedacht, aber die spätere Analyse der Fahrgestellnummer ergab, dass es sich wohl um einen der letzten „Deutschen“ aus dem September 1984 handelt. Das ist selbstverständlich mal überhaupt nix zum Schlachten. Also habe ich umdisponiert, den 81er zurückgestellt und beschlossen, den 84er zu machen.

Dieser 81er wurde vor zehn Jahren als „Bastelbude mit guter Substanz“ erworben.

Ebenfalls vor zehn Jahren rettete Alexander den späten 84er aus einem Hinterhof.

Die beiden anderen: der 81er (links) wurde vor zehn Jahren als „Bastelbude mit guter Substanz“ erworben. Ebenfalls vor zehn Jahren rettete Alexander den späten 84er aus einem Hinterhof.

Mindestens 20 Jahre hing dieser Super Injection so auf der Hebebühne.

Mindestens 20 Jahre hing dieser Super Injection so auf der Hebebühne. Immerhin hat am Unterboden nichts nachgegeben.

Nach anfänglich guten Fortschritten kam die Sache ins Stocken, ein mehrjähriger Auslandsaufenthalt verursachte eine Zwangspause. Selbst nach meiner Rückkehr war nicht an eine sofortige Wiederaufnahme der Arbeiten zu denken, erst eine Krebserkrankung brachte die nötigen Zeitreserven, um mit dem Projekt fortzufahren.

Da sich so etwas in der Verwandtschaft selbstverständlich herumspricht, kam der Sohn meines Paten (die Geschichte von 1997/98) eines Tages auf mich zu und sagte: „Ich weiß, wo noch ein Capri steht!“ Okay, dachte ich, anschauen kost´ ja nix. Also beschlossen wir, gemeinsam mal einen Blick zu riskieren.

Der Ort, an den er mich führte, kam mir sehr bekannt vor, es war die (mittlerweile geschlossene) Werkstatt, wo ich damals meinen Paten abgeholt hatte. Déjà-vu, dachte ich. Nach Kontaktaufnahme mit dem Besitzer, einem ehemaligen Ford- Werkstattmeister, ging es zum Objekt der Begierde. Nach dem Öffnen der stillgelegten Werkstatt konnte ich es kaum glauben: Da stand er genau, wie ich ihn in Erinnerung hatte, aufgebockt über der besagten Grube! Ich war hocherfreut. Noch ein 2,8i.

Die Begutachtung ergab kurz und knapp: ein schwieriger Fall. Substanz von fragwürdiger Konsistenz, nicht komplett und auch noch mit einer falschen Innenausstattung. Durch ein Gespräch mit dem Meister wurde die Geschichte des Capri geklärt. Der damalige Besitzer brachte vor mehr als 20 Jahren das Fahrzeug zur Wiederinstandsetzung in besagte Werkstatt, doch aufgrund nicht vorhandener finanzieller Mittel kam der Brief in die Hände des Werkstattmeisters.

Dieser wollte ihn anfangs für sich selbst herrichten, aber wie es im Geschäftsleben so ist, Geldverdienen geht vor und somit wurde der Capri zur Begleiterscheinung. Immerhin wurde der Motor ab und an gestartet und laufen gelassen. Ob dies nun gut oder schlecht war sei dahingestellt, aber zumindest wurde eine gewisse Funktionstüchtigkeit erhalten.

Erstmals wieder Kontakt mit dem Boden am Tag der Bergung.

Erstmals wieder Kontakt mit dem Boden am Tag der Bergung.

Aus eigener Kraft fuhr der viele Jahre vergessene Capri auf den Trailer.

Aus eigener Kraft fuhr der viele Jahre vergessene Capri auf den Trailer. Nicht einmal die Bremsen saßen trotz ewig langer Standzeit fest. Die Zukunft? Ungewiss!

Auf den ersten Moment war es jedenfalls total positiv. Denn einige Tage später fuhr der Zwoachter aus eigener (!) Kraft aus der Halle und zur Verladung auf den Trailer. Wie sich letztlich herausstellte, war dieser Capri kein Unbekannter. Durch einen bekannten, langjährigen Sammler aus meiner Gegend stellte sich heraus, dass er genau diesen Capri vom damaligen Erstbesitzer erwarb, einem Arzt aus dem Nürnberger Raum, um ihn dann an den nun im Brief letzten eingetragenen Halter zu verkaufen. So klärte sich auch der Verbleib der originalen Innenausstattung, welche der Sammler ausgetauscht hatte. In meinen heiligen Hallen nun angekommen, steht er da: Die Zukunft ist aktuell ungewiss. Da ich ja zur Zeit noch meinen 84er restauriere, wird das wohl auch noch einige Zeit so bleiben.

[Text & Fotos: Alexander Heinz]