Einen 44 Jahre alten Ford hat Gerd Niederberger von seinen Söhnen zum 50. Hochzeitstag bekommen. Sie haben den Wagen völlig neu hergerichtet.

Tränen sind ihm in die Augen geschossen, als er den Wagen langsam auf den Hof fahren sah. So schildert Gerd Niederberger die erste Begegnung mit seinem 44 Jahre alten Ford Capri im vergangenen Jahr, als seine Frau und er ihren 50. Hochzeitstag feierten.

Seine Söhne Frank und Ralf haben ihrem Vater an diesem Tag einen lange währenden Traum erfüllt, denn seit er in jungen Jahren eines der ersten Capri-Modelle sein Eigen nenne durfte, war der heute 69-Jährige diesem Wagen verfallen.

Frank und Ralf Niederberger (v.l.) haben ihrem Vater Gerd zu seinem 50. Hochzeitstag im vergangenen Jahr einen Ford Capri geschenkt.

Frank und Ralf Niederberger (v.l.) haben ihrem Vater Gerd zu seinem 50. Hochzeitstag im vergangenen Jahr einen Ford Capri geschenkt.

„Wir haben befürchtet, dass sich unser Vater den Wunsch vermutlich nicht selbst erfüllen würde – also sind wir aktiv geworden“, sagt Ralf Niederberger, der den Sportwagen aus dem Hause Ford des Vaters noch von Kindheitserinnerungen vor Augen hatte.

„Immer wieder hat er uns etwas vorgeschwärmt, wenn irgendwo ein Capri zu sehen war“, erinnert sich der 49-jährige Immobilienhändler aus Linn. „Das war eine Revolution, damals“, blickt der langjährige Mitarbeiter der ehemaligen Wumag-GmbH zurück. „Der erste Sportwagen, den sich auch junge Leute leisten konnten.“

Die Söhne von Gerd Niederberger fassten 2009 ihren Entschluss. „Wie alles begann“ haben sie das Buch betitelt, mit dem der Verlauf bis zur Fertigstellung des Oldtimers in Bildern dokumentiert wird. „Bei einem Händler haben wir eine Karosse gefunden, die wir dann von Grund auf neu hergerichtet haben“, beschreibt Ralf Niederberger. Besonders schwer sei es gewesen, das Fahrzeug jahrelang vor dem gern spontan in der Lagerhalle des Sohnes aufkreuzenden Vater zu verbergen.

Keine Mühen und Kosten gescheut: Von Grund auf ist dieser 1969er-Ford Capri wieder aufgebaut worden.

Gemeinsam mit dem Bruder, seinem eigenen Sohn und der professionellen Hilfe von Schlossern und Automechanikern ist der Wagen komplett gesandstrahlt worden, um Löcher und Risse zu entdecken. Unterbodenschutz und Hohlraumversiegelung folgten später – alle Teile der alten Capri-Serie mussten besorgt werden. „Das war mitunter ganz schon aufwendig – und auch nicht ganz billig“, erinnert sich Ralf Niederberger.

Beim Capri-Club-Deutschland half man den Brüdern mit Tipps zu Teilehändlern und der Vorgehensweise aus. Denn der Capri für den Vater musste einer aus der ersten, der ’69er-Serie sein. „Die oberste Prämisse war: Das Automobil wird vollständig so aufgebaut, wie es damals aus dem Werk geliefert wurde.“

In Europa war der Ford Capri ein Nachbau des US-Mustang-Modells und ist in unter anderem in Köln hergestellt worden. Der Großbrand, der 1977 Teile des zentralen Ersatzteillagers in Köln-Merkenich zerstörte, machte es für Capri-Fans und auch für Frank und Ralf Niederberger nicht leichter oder billiger, ihr Projekt zum Erfolg zu führen.

„Etwa 500 Arbeitsstunden und knapp 17000 Euro sind bislang in dieses Auto investiert worden“, sagt Ralf Niederberger. Er begründet den Aufwand mit dem Reiz und der Begeisterung, die von Autos, insbesondere den alten, ausgeht. Kein männliches Mitglied im „Niederberger-Clan“ könne sich dem entziehen.

Seit der goldenen Hochzeit sieht Gerd Niederberger nun fast täglich in der Linner Halle nach seinem Capri. Ausgefahren wird dieser allerdings nur an Wochenenden und bei schönem Wetter. „Dieses Auto wird für die Familie erhalten – und niemals verkauft“, versichert der Rentner.

Das Kunstlederlenkrad mit dem Capri-Logo – dahinter die Rundinstrumente.

Keine Mühen und Kosten gescheut: Von Grund auf ist dieser 1969er-Ford Capri wieder aufgebaut worden.

Streicheleinheiten für den Kühler: Im Motorraum des Capri steckt ein Viertakt-Motor. Alle Teile in und an dem Wagen sind Originale von Ford.

Auch die erste längere Tour ist schon geplant. Gerd Niederberger hat den ersten Besitzer seines neuen Capris ausfindig gemacht und kontaktiert: „Der hat sich riesig gefreut und mich eingeladen, ihn zu besuchen.“

[Quelle: Westdeutsche Zeitung -Krefelder Stadtleben Artikel vom 27. Februar 2013-
Fotos: Andreas Bischof und Gerd Niederberger]