Der Wanderpokal parkt seit November 2016 bei Rainer Schmelzeisen. Ausgezeichnet wurde damit zu einen die Treue zu seinem Auto. Zum anderen die Tatsache, dass der Krefelder dieses Langzeitprojekt stets weiter vorantreibt. Rainer, erzähl´ mal!

Eigentlich war schon seit frühester Jugend klar, dass es einmal ein Capri werden musste. Dies, obwohl ich in keinster Weise familiär vorbelastet war. Die Autos in meiner Umgebung waren eigentlich ausnahmslos vom Hersteller Peugeot.

CCD Wanderpokal 2016

So fand Rainer den verbreiterten I-er in der Siegener Garage vor.

Es war ein schmerzhaftes Ereignis, welches den Ausschlag in eine andere Richtung gab. Passiert ist es im - eigentlich - letzten Schuljahr. Ein Unfall im Rahmen des Schulsports bescherte mir einen längeren Krankenhausaufenthalt. Soll ich erwähnen, dass es zusätzlich zu einer „Verlängerung“ mit der Schule führte? Okay, ist schon raus. So lag´ ich da also herum und hatte richtig viel Zeit, die üblichen Zeitschriften und Zeitungen nach automobilen Verkaufsanzeigen zu durchforsten. Schließlich hab´ ich dann mein heutiges Auto im Internet entdeckt. Ja, tatsächlich schon im Netz, obwohl es seinerzeit noch ohne Mobile und Ebay ging.

CCD Wanderpokal 2016

Der erste Vorsitzende des CCD, Anton Feßler (rechts), überraschte Rainer Schmelzeisen mit dem Wanderpokal-Besitz für das Jahr 2017. Dabei wurde die Zeremonie vor den anwesenden Mitgliedern in einer Art Spannungsbogen aufgezogen. So kristallisierte sich Stück für Stück der diesjährige Ehrenpreisträger heraus - Rainer ahnte von nichts. Ehefrau Dani hatte im Vorfeld den CCD-Vorstand mit den notwendigen Bildern versorgt.

CCD Wanderpokal 2016

CCD Wanderpokal 2016

CCD Wanderpokal 2016

Diese Innenraumgestaltung gefiel Rainer nicht - wenig überraschend. Mit dem Entfernen von Unterbodenschutzresten und Freilegen der Bleche ging die Arbeit los. Die Maschine musste raus aus dem Motorraum.

Und so kam er schließlich aus dem Kreis Siegen, mein Traumwagen. Naja, Traum: in teils blauem Glitterlack und rot lackierter Innenausstattung. Es traf meinen Geschmack jetzt nicht auf Anhieb. Also die Optik war schon mal überarbeitungsreif.

Dazu waren an diesem Capri ´73 aus dem Baujahr 1972 jene Verbrechen verübt worden, die bei zehn- bis zwanzigjährigen Autos damals so an der Tagesordnung waren, wenn es darum ging, die Scheidung durch den Technischen Überwachungsverein nochmal ein bisschen ´rauszuzögern. Bauschaum in den Hohlräumen. Viel, viel Spachtel.

Also hieß es erstmal: alles zerlegen, Schweißen lernen, Bleche anfertigen, Ersatzteile suchen. Klar: Schwellerspitzen, A-Säulen und all´die beliebten Stellen hatte die braune Rostpest auch an diesem Exemplar nicht ausgelassen.

Wo ich gerade schon mal zu Gange war, lag es auf der Hand, die ganze Nummer auch direkt zum Beruf zu machen. Die verbreiterten Kotflügel habe ich letztlich mangels brauchbarem Angebot selbst gefertigt - dafür musste ich mir dann noch zusätzlich das kleine 1 x 1 in Sachen glasfaserverstärkter Kunststoff - kurz GFK - ´raufschaffen. Für die hinteren Seitenteile waren noch neue Verbreiterungen aufzutreiben.

Über einen Zeitraum von rund dreieinhalb Jahren lag also ein Capri ziemlich verstreut im Haushalt herum. Schlussendlich fand auch wieder ein passender Vergasermotor mit 2,6 Litern Hubraum seinen Platz unter der Haube.

Die Vorarbeiten zur Lackierung konnte ich glücklicherweise in einem Lackierbetrieb selber durchführen, was für mich eine weitere, großartige Praxiserfahrung war. Insgesamt drei Monate zogen ins Land, während ich spachtelte, schliff, vorlackierte, schliff und so weiter und so fort.

CCD Wanderpokal 2016

Kenntnisse der Elektrik sind von Vorteil, wenn der Kabelbaum überarbeitet werden muss. Beim Sandstrahlen war ordentliches Vermummen angesagt. Grundieren, Motor überholen, fertig für den Lackierer - was halt so kommt.

Über die folgenden Jahre bis zum heutigen Tag habe ich natürlich noch die eine oder andere weitere Änderung vorgenommen. Schubstreben hat er nun, RS-Sitze sind drin, die Innenausstattung ist getauscht, die Hinterachse geändert.

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Zurück vom Lackierer.

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Fertig der Capri! Oder doch nicht, Rainer? „So richtig fertig wird man ja irgendwie nie.“

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Rückkehr des Motors: gaaaanz vorsichtig.

So richtig fertig wird man ja irgendwie nie. Ein Fünfgang-Getriebe liegt zum Einbau bereit. Und der Beruf? Die Lehre habe ich abgeschlossen, danach den Kfz-Meister gemacht und einen eigenen, kleinen Betrieb ins Leben gerufen. Ihr könnt es Euch denken: Hier mache ich am liebtsten in Old- und Youngtimern.

[Text: Rainer Schmelzeisen - Fotos: Dirk Appel, Rainer Schmelzeisen]