Die Bremen Classic Motorshow ist alljährlich der Startschuss in die Oldtimersaison, die Messe öffnet stets im frühen Februar ihre Pforten. Ich war in diesem Jahr erstmals in der Hansestadt dabei und gleich einer der Aussteller.

Und das kam so: Auf der Techno Classica letzten Jahres wurde unser 1. Vorsitzender, Toni Feßler vom Projektleiter der „Messe Bremen & ÖVB-Arena M3B GmbH“, Frank Ruge, angesprochen, ob der Club behilflich sein könnte, das für 2020 geplante Sondershow-Thema „Rivalen! - Ford Capri gegen Opel Manta“ zu unterstützen. Es wurden die Kontakte ausgetauscht und eine Zusage der Unterstützung seitens des Clubs gegeben. Toni informierte mich von diesem Gespräch noch während der Messe in Essen.

Schwarze Motorhaube ein Muss

Anfang September 2019 trudelte dann die offizielle Anfrage durch Frank Ruge ein. Zur Sondershow wurden Autos gesucht, die in den 50er bis 90er Jahren miteinander konkurriert haben. Unter anderem die Paarung Capri und Manta. Gefunden hatte Ruge bereits einen originalen Manta 1900 SR aus der ersten Serie mit schwarzer Motorhaube und Zierstreifen an der Seite. Nun war das passende Gegenstück gefragt: Capri I 2000 oder 2300 V6 in GT-Ausstattung mit schwarzer Motorhaube. Diese Anfrage leitete Toni an mich zur Bearbeitung weiter. Einige Tage später nahm ich persönlich telefonischen Kontakt zu Frank Ruge auf. In diesem Gespräch bot ich ihm die Suche nach einem geeigneten Fahrzeug an. Unter anderem erwähnte ich, dass ich einen 69er Capri 2300 GT XL Turbo May besitze. Er bat um Aufnahmen des Capri, die ich ihm zusendete. Der Capri stand aber zu diesem Zeitpunkt nicht zur Diskussion, da die Leistung meines Capri mit 180 PS gegen die 90 PS des Manta SR ein mindestens unfairer Vergleich ist. Nur mal rein von den Leistungsdaten her.

So machte ich mich daran, unsere Datenbank zu durchforsten, und fand natürlich sehr schöne Capri als Gegenstück zum Manta. Doch die Kontaktaufnahme und persönliche Gespräche während der folgenden 14 Tage zu den Besitzern stoppte dann meinen Elan. Feste oder eingeschränkte Zusagen hatte ich nur von zwei Besitzern. Einen top restaurierten Capri I 2000 GT L in hochlandgrüner Metallic-Lackierung sowie einen daytonagelben Capri ´73 2300 GT konnten wir bieten. Beide jedoch ohne die gewünschte schwarze Sportlackierung. Ich übermittelte Ruge dann Aufnahmen der zwei Capri. Es dauerte nicht lange, dann kam der Rückruf.

Gemeinsam mit Fachjournalist Wolfgang Blaube, der für die redaktionellen Texte zur Bremen Classic Motorshow zuständig ist, habe man sich klar für meinen Capri entschieden, da er die mit dem Manta vergleichbare Sportlackierung trägt. Blaube ist Schreiber unter anderem für verschiedene Oldtimermagazine, Fotograf und Fachbuchautor. Seine Fachgebiete sind Oldtimer und die allgemeine Geschichte der Motorisierung. Zu ihm hatte ich bereits mehrfach Kontakt bezüglich Kontaktanfragen mit Michael May.

Die Gespräche mit dem Projektleiter

Im folgenden Telefonat mit Frank Ruge berichtete ich dann über meine „Bauchschmerzen“ bezüglich der Leihgabe. Verladung, Entladung, Präsentation in der Messehalle, Rücktransport - man will das Unglück ja nicht herbeirufen. Aber da kann doch eine Menge passieren. So vereinbarten wir ein persönliches Gespräch.

Anfang Dezember fand dieses dann in Nideggen-Wollersheim, dem „Winterschlafquartier“ meines Capri, statt. In Anwesenheit von Freund Walter Winkler, bei ihm überwintert das Auto, wurden alle meine Fragen vertrauensbildend von Ruge beantwortet. Folgende Voraussetzungen waren und sind sehr wichtig für mich: geschlossener versicherter Transport einer deutschen Spedition, kein Subunternehmen, Versicherungsschutz beim Aufladen und Entladen sowie während der Präsentation auf der Messe, Sicherung des Fahrzeuges durch eine Absperrung und einen Sicherheitsdienst.

Die Rivalen duellieren sich in der Messe Bremen.

Die Rivalen duellieren sich in der Messe Bremen.

Im Bauch des Spezialtransporters wartete in Wollersheim bereits ein Opel Kadett GT/E.

Im Bauch des Spezialtransporters wartete in Wollersheim bereits ein Opel Kadett GT/E.

Kurz vor Weihnachten kam dann der Leihgabevertrag der Messeleitung zur Unterschrift, wo auch die genannten Punkte festgeschrieben wurden. Selbst die Versicherungspolice machte ganz klare Festlegungen zu den Punkten.

Verladung in Wollersheim

Von der durchführenden Spedition, Hübinger Transporte aus Wiesbaden, wurde ich informiert, dass der Capri am Dienstag, 28. Januar, ab 9 Uhr in Wollersheim aufgeladen wird. Also bin ich einen Tag vorher dorthin gefahren und habe „meinen May“ aus dem Winterschlaf geholt und ihn für die Präsentation vorbereitet. Am folgenden Morgen um Punkt 9 Uhr blockierte der Spezialtransporter, ein geschlossener Kässbohrer-Sattelzug neuester Generation mit separatem Ausschub für bis zu sechs Fahrzeuge, die Hauptdurchgangsstraße in Wollersheim. So etwas hatten einige Anwohner und auch ich live noch nicht gesehen.

Es wird auch übereinander im Kässbohrer geparkt.

Es wird auch übereinander im Kässbohrer geparkt.

Blutdruck und Ladedruck

Ein beeindruckendes Erlebnis, wie professionell und schnell der Capri in dem Sattelzug sicher verschwand. Keine zehn Minuten vergingen und der Spezialtransporter setzte seinen Weg, nun mit drei Klassikern an Bord, nach Bremen fort. Zwei weitere Oldtimer sollten auf der Wegstrecke noch eingesammelt werden. Zu Hause angekommen, berichtete ich meiner Frau Birgit von der sehr kurzen Verladung unseres Capri. An diesem Tag ersparte ich es mir übrigens zur Gänze, meinen Blutdruck zu messen. Schließlich hat so ein Gerät nach oben hin ja auch seine Grenzen...

Hübinger hat jahrelange Erfahrung im Transport und der Betreuung von Motorsportfahrzeugen, etwa aus der DTM. Auch die Verfrachtung von Prototypen, Vorserienfahrzeugen, Fahrzeugen für Film-, Fernseh- und Fotoaufnahmen sowie natürlich auch Oldtimern wird durch das Unternehmen durchgeführt. Die wissen wirklich, was sie da tun. Aber komme mal gegen die eigenen Albträume an!

Am folgenden Mittwoch, vor Start der Messe, kam dann der erlösende Anruf von Frank Ruge: „Alles gut! Ihr Capri steht wohlbehalten und trocken in der Halle 5 und glänzt vor sich hin!“ Eine Aufnahme mit dem Kontrahenten Manta fand ich auch noch abends über den Facebookauftritt des Veranstalters, nachdem Freund Walter mich darauf aufmerksam gemacht hatte. Ab dem Zeitpunkt war mein „Ladedruck“ dann auch wieder normal.

Am Freitagvormittag starteten Birgit und ich gemeinsam mit Walter ohne größere Staus nach Bremen. Nach unserem Hotel Check-in trafen wir uns zum gemeinsamen Abendessen mit Manfred und Wolfgang Borgert. Es war zwar nur kurz und spontan, aber wir hatten viel Spaß bei interessanten Gesprächen. Wir hatten uns für diesen Tag keinen Messebesuch vorgenommen, obwohl das Hotel in unmittelbarer Nähe zum Messegelände lag. Ein paar kleine „Absacker“ später ging es dann in die Koje, einen prallen Messesamstag voraus.

Aufforderung zur Unterlassung

Nach einem ausgiebigen Frühstück am Samstagmorgen stand für uns der Messebesuch und ein Wiedersehen mit meinem Capri auf dem Programm. Birgit hatte sich einen Besuch der historischen Innenstadt mit Shoppingmöglichkeit vorgenommen und wollte uns zwei auch „in Ruhe“ genießen lassen. Unser erster Gang führte uns in die Halle 5 zum Capri, das war ja klar. Eindrücke und Bilder hatte ich bereits von Manfred Borgert am Freitagabend bekommen. Da stand er - ein Wiedersehen voller Freude.

Sportcoupés mit Platz für vier Personen: Manta A und Capri I fischten im selben Revier.

Sportcoupés mit Platz für vier Personen: Manta A und Capri I fischten im selben Revier.

Als ich die Absperrung überstieg, wurde ich sofort vom Sicherheitspersonal angesprochen und aufgefordert, dies zu unterlassen. „Ich bin der Besitzer des Capri“ antwortete ich. Er studierte eine Liste mit Bildern und Namen und dann: „Ein Frank Lehmann steht nicht auf der Liste“. Beeindruckt war ich, dass die zugesagte Absicherung meines geliebten Capri eingehalten wurde und funktionierte. Erst viel später - gegen Mittag - durfte ich dann nach Genehmigung des Projektleiters ans Fahrzeug.

Die Sondershow „Rivalen!"

„Rivalen!“ Diesen herausfordernden Titel trug die diesjährige Sondershow. VW Käfer gegen DKW Junior, Manta A versus Capri I, Ferrari Daytona kontra Lamborghini Miura, Opel Kadett GT/E und VW Golf GTI: 14 solcher klassischen Duellanten standen sich paarweise gegenüber, stilvoll arrangiert in einem boxringartigen Ambiente. Der bekannte Moderator Johannes Hübner hatte an allen drei Tagen, zweimal täglich, sehr aufschlussreiche Informationen zu jedem Duell sowie die Geschichte der einzelnen Modelle für die Besucher parat. Diesem Mann zuzuhören, ist wahrlich ein Fest für die Ohren!

An unseren beiden Messetagen ging es durch alle acht Hallen und das Parkhaus, in dem überwiegend Privatleute insgesamt 262 Old- und Youngtimer zum Kauf anboten. Insbesondere Walter war auch an Zweirädern interessiert. Hier bildeten 20 der 438 Motor- und Fahrrad- Klassiker die Sonderausstellung „70 Jahre Motorroller-Kultur in Deutschland“.

Rücktransport ins Winterquartier

Montagmorgen. Hotel Check-out und dann zum Messegelände zur Verladung des May. Wieder pünktlich um 10 Uhr traf der Spezialtransporter mit demselben Fahrer ein. Wow, ich war total begeistert angesichts dieses hochprofessionellen Vorgehens.

Erst ein Bulli T4, dann der Kadett GT/E, danach habe ich meinen Capri in den Sattelzug gefahren. Es folgten die weiteren zwei Oldtimer, darunter der Manta 1900 SR. In Burscheid erwartete ihn sein Besitzer auch wieder zurück. Birgit war auch tief beeindruckt, wie schnell so etwas abläuft, wenn echte Profis am Werk sind. Anschließend machten wir drei uns auf den Rückweg nach Euskirchen. Auch die Rückfahrt verlief ohne große Verzögerungen. Am Dienstagmittag traf der Capri wohlbehalten zur Entladung in Wollersheim wieder ein und wurde wiederum ohne Probleme schnell entladen und zum Fortsetzen seines Winterschlaf übergeben.

Für uns drei war der erstmalige Besuch der Messe ein unvergessliches Erlebnis. Ich würde es immer wieder machen mit diesem Veranstalter - und nun auch frei von allen „Bauchschmerzen“.

Zahlen aus Bremen

Hier noch einige Daten aus der abschließenden Pressemitteilung der Messe. 45.582 Besucher - so viele wie noch nie - ließen sich die 18. Auflage der Bremen Classic Motorshow nicht entgehen. „Dieser deutliche Zuspruch zeigt, dass das Interesse an klassischen Fahrzeugen nach wie vor groß ist und wir mit unserem breiten Angebot auch den Nerv des Nachwuchses treffen“, sagte Projektleiter Frank Ruge angesichts einer knapp zehnprozentigen Steigerung der verkauften Tickets im Vergleich zu 2019.

738 Aussteller wurden gezählt, satte 61 mehr als noch im Jahr zuvor. Das sind bemerkenswerte Zahlen, wenn man diese einmal mit dem Niedergang an später hinzugekommenen Orten vergleicht. Köln und Hamburg haben ihre Messen im letzten Jahr beerdigt, Berlin verzeichnete 2019 einen massiven Rückgang an Präsentatoren und Besuchern.

Ein weiteres Ergebnis, das für das Renommee der Bremen Classic Motorshow spricht: Knapp die Hälfte aller Befragten reiste mehr als 100 Kilometer, um beim Saisonauftakt dabei zu sein.

Der Termin für die nächste Ausgabe steht. Die 19. Bremen Classic Motorshow findet von Freitag bis Sonntag, 5. bis 7. Februar 2021, an bekannter Stelle statt.

Frank - nach vorherigem „Ladedruck“ in Bremen völlig entspannt.

Frank - nach vorherigem „Ladedruck“ in Bremen völlig entspannt.

[Text: Frank Lehmann & Messe Bremen - Fotos: Frank Lehmann]