Der historische Vierseithof der Winklers in der Rureifel war Ausgangspunkt einer Ausfahrt von vier Capri am letzten August-Wochenende 2020.

Der historische Vierseithof der Winklers in der Rureifel war Ausgangspunkt einer Ausfahrt von vier Capri am letzten August-Wochenende 2020.

Die diesjährige Ausfahrt des CCD konnte aufgrund der Corona-Problematik bekanntlich nicht stattfinden. Was eine überschaubare Gruppe einiger Capri-Enthusiasten aber nicht davon abhielt, ein gemeinsames Wochenende zum geplanten Termin im Zeichen des Kölner Coupés zu verbringen. Motto: „Keine Ausfahrt? Nicht mit uns!“

Regina und Walter Winkler wohnen schön. Sehr schön sogar, auf einem historischen Vierseithof in der Rureifel. Köln nordöstlich in Reichweite, „krumme Straßen“ an der südlichen Ortsgrenze von Wollersheim beginnend und in den Hofgebäuden viel Platz für Walters wunderschöne Capri-Sammlung. Sowie für einiges mehr. Bei schönem Wetter können sämtliche Baureihen aus ihren Toren heraus in den vollständig umbauten Hof lugen. Eine phantastische Kulisse, auch als Ausgangsbasis einer schönen Ausfahrt.

Das macht der stärkste Auspuff nicht mit - Zack, da war das Auspuff-Endrohr am Keiterling´schen II-er weg.

Das macht der stärkste Auspuff nicht mit - Zack, da war das Auspuff-Endrohr am Keiterling´schen II-er weg.

Birgit und Frank Lehmann wohnen quasi in der Nachbarschaft, Franks TurboMay parkt auch im Winkler´schen Hof. Sie waren am Samstagmorgen bereits vor Ort, als Beate und Marc Keiterling sowie Gerd Niederberger eintrafen. Kurze Zeit später waren auch Elke und Gerhard Weinfurter vor Ort. Letztgenannte ohne ihren orangefarbigen II-er. Der war aufgrund eines Defekts im heimischen Hattersheim geblieben, sie reisten im offenen Toyota MR2 an.

Zunächst führte Walter seine Gäste zu verschiedenen Stellflächen seines Anwesens, wo sich seine Capri, darunter mit einem grünen 2,8i eine echte Neuerwerbung, ihres Daseins erfreuen dürfen. Dann ging es auf die kurvigen Asphaltbänder der Rureifel. Für den rechten Endschalldämpfer des Keiterling´schen II-ers zu viel Fliehkraft, rasch flog das Endrohr hinter dem Auto durch die Landschaft. Das Team Weinfurter, mit „Nicht-Capri“ am Ende des Feldes fahrend, wurde glücklicherweise nicht getroffen und sammelte das weggegammelte Teil ein.

Dreimal links, viermal rechts, drei bis acht Serpentinen später erreichte die Gruppe den Rursee – was für eine großartige Landschaft. Einige erkannten auch Streckenabschnitte wieder, die wir 2014 im Rahmen der damaligen CCD-Ausfahrt unter die Räder genommen hatten.

Am frühen Nachmittag erreichten wir „Waldis Eifel Antik“, das trödelige Geschäft von Walter Lehnertz. Der ist vielen Fernsehzuschauern als „Eifel Waldi“ oder „80 Euro Waldi“ aus der ZDF-Serie „Bares für Rares“ bekannt. Seit 2013 ist der gelernte Pferdewirt in der Trödelshow mit Horst Lichter als Händler zu sehen.

Der bekannt schlagfertige Eifler hat auf 800 Quadratmetern in Kall-Krekel eine große Auswahl an Antiquitäten und „Stehrümmchens“ zusammengetragen. Zu sehen bekam die Capri-Clique den Fernsehstar nicht, nicht zu übersehen waren dafür die gesalzenen Startpreise, die an den Exponaten pappen. Da gilt es, sehr hart zu handeln.

Abgehobene Preise beim „Eifel Waldi“ - findet nicht nur Gerhard Weinfurter.

Abgehobene Preise beim „Eifel Waldi“ - findet nicht nur Gerhard Weinfurter.

Exklusive Burg-Führung

Exklusiv für seine Clubkollegen hatte Walter anschließend eine Führung auf der Wildenburg in Hellenthal organisiert. Die Burg wurde zwischen 1202 und 1235 erbaut und ist eine der wenigen Eifeler Höhenburgen, die nicht durch Kriegseinwirkung oder Abriss zerstört worden sind. Bei der Führung durch einige Räumlichkeiten fiel vor allem der Kontrast zwischen jahrhundertealten Mauern und Rennsport-Devotionalien auf.

Reizvolle Kontraste in der Wildenburg - findet auch Birgit Lehmann.

Reizvolle Kontraste in der Wildenburg - findet auch Birgit Lehmann.

Reizvolle Kontraste in der Wildenburg - findet auch Birgit Lehmann.

Hier ein Ferrari-Motorblock als Blickfang, dort eine Harley vor dem Kamin, dazu einige Gegenstände aus dem Nachlass der Familie von Trips. Wolfgang Alexander Albert Eduard Maximilian Reichsgraf Berghe von Trips ist die bekannte Rennfahrer-Legende. Er startete von 1957 bis zu seinem Unfalltod 1961 in Monza unter anderem in der Formel 1, in der er posthum Vizeweltmeister wurde. In der Burg kann man auch heiraten – standesamtlich und kirchlich – und sie ist für Partys buchbar. Eine echte Versuchung!

Vorfreude auf den Grillabend: Beate Keiterling, Birgit Lehmann, Elke Weinfurter und Regina Winkler achten auf das Fleisch, Marc Keiterling und Frank Lehmann (von links) sichten schon mal Bilder.

Vorfreude auf den Grillabend: Beate Keiterling, Birgit Lehmann, Elke Weinfurter und Regina Winkler achten auf das Fleisch, Marc Keiterling und Frank Lehmann (von links) sichten schon mal Bilder.

Zurück in Wollersheim luden die Hausherren ihre Gäste dann zu einem Grillabend im zauberhaften Ambiente ihres Hofes ein. Ein extra bestellter Eiswagen servierte schließlich noch die kühle Nachspeise. Ein Tag ging zu Ende, wie er netter kaum hätte sein können.

Beklemmende „Geisterdörfer“

Am Sonntag visierten vier Capri – die Weinfurters waren am Samstagabend wieder nach Hause gefahren – den Braunkohletagebau Hambach an. Dort ist man nicht nur tief von der Tiefe und Weite des ausgebaggerten Lochs beeindruckt.

Ein Eis geht immer, der Becher ist für alle groß genug. Walter Winkler (rechts) kämpft mit der Kugel, Gerd Niederberger hat Spaß.

Ein Eis geht immer, der Becher ist für alle groß genug. Walter Winkler (rechts) kämpft mit der Kugel, Gerd Niederberger hat Spaß.

Auch die sogenannten „Geisterdörfer“ stellen eine beklemmende Attraktion für zahllose Besucher dar. Wo früher Menschen liebevoll ihre Gärten pflegten, wuchert in Manheim nun wild das Gras. Häuser sind von Efeu bewachsen, Fensterläden verbarrikadiert. Nur die, die noch stehen, betrifft das. Die meisten sind längst abgerissen. Die Straßen sind leer. Wo einst Kinder zur Schule gingen, steht heute ein leeres Gebäude. Auf dem Spielplatz keine Menschenseele. Auch das Haus, in dem einst Formel 1-Superstar Michael Schumacher lebte, ist lange verwaist. Die katholische Kirche St. Albanus und Leonhardus ist seit dem 18. Mai 2019 entweiht.

Der Grund für den Niedergang des kleinen Dorfes – viele weitere sind längst verschwunden - ist der Tagebau. Unter Manheim liegt Braunkohle, die von RWE Power abgebaggert werden soll. Oder besser sollte. Denn dieser Tagebau soll 2030 beendet werden, nach den bundesweit bekannt gewordenen Protesten zum Erhalt des Hambacher Forstes möglicherweise früher. Dann bleiben die verbliebenen Reste des Waldes unangetastet und auch das Dorf müsste nicht mehr weichen. Es ist allerdings zum größten Teil bereits gewichen. Völlig offen ist derzeit, wie es dort weitergeht. Die Capri vor den verbretterten Häusern und der Kirche, vor abgeräumten Grundstücken und Schuttbergen – da kriecht an einem heiteren sonnigen Sonntag zwischenzeitlich die Gänsehaut den Rücken hoch.

Das „Geisterdorf“ in Manheim lässt den Betrachter auch bei sommerlichem Wetter schaudern.

Das „Geisterdorf“ in Manheim lässt den Betrachter auch bei sommerlichem Wetter schaudern.

Die Größe des Tagebaus Hambach beeindruckt.

Das „Geisterdorf“ in Manheim lässt den Betrachter auch bei sommerlichem Wetter schaudern. Die Größe des Tagebaus Hambach beeindruckt.

[Text: Marc Keiterling - Fotos: Walter Winkler, Frank Lehmann, Marc Keiterling & Gerhard Weinfurter]